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Umgang mit historischen Fenstern

Die Änderung von Fenstern, sei es eine Instandsetzung oder gar Erneuerung bedarf einer denkmalschutzrechtlichen Erlaubnis nach § 6 DSchG. Entsprechende leicht auszufüllende Formulare liegen bei der Stadt Bamberg in der Bauberatung aus, oder können direkt über den Formularservice von der homepage der Stadt Bamberg bezogen werden. In der Bauberatung erhalten Sie auch eine entsprechende fachkundige Beratung in welcher Form eine Änderung Ihrer Fenster möglich ist. Voraussetzung für den Beginn der Arbeiten ist aber die Zustellung des amtlichen Erlaubnisbescheides.

Aufarbeitung oder Erneuerung? Holz- oder Kunststofffenster? Bei einer Änderung historischer Fenster oder von Fenstern im historischen Bereich ist einiges Grundlegendes zu beachten. Während der Erhalt von Zierelementen der Fassade, von Deckenstuck, historischen Dachkonstruktionen und dergleichen akzeptiert wird, sorgen vor allem die Fenster oft für Diskussionen. Dabei prägen sie – als „Augen des Hauses“ – die Fassade, wie kein anderes Element und spielen darüber hinaus eine wesentliche bauphysikalische Rolle. In ihrer Konstruktion, mit ihren teilweise aufwendig gearbeiteten, schmalen Profilen, ausgestattet mit originalen Beschlägen und zum Teil noch historischen Gläsern stellen sie unwiederbringliche Sachzeugnisse alter Handwerkskunst dar, die nicht zu imitieren sind.

Aus diesem Grund ist vordringlich der Erhalt historischer Fenster anzustreben und dem Ersatz durch "moderne" Konstruktionen vorzuziehen. In aller Regel lassen sich alte Holzfensterkonstruktionen technisch und in wirtschaftlichem Umfang verbessern, um somit den heutigen Anforderungen gerecht zu werden. Mängel wie das Klemmen verzogener Fenster oder Undichtigkeiten lassen sich oft im Zuge der Reparartur beheben. Vielfach sind es ohnehin nur die Wetterschenkel, die erneuert werden müssen. Risse im Holz können ausgespant und geschlossen werden. Ein in traditionellen Techniken und alten Konstruktionen versierter Handwerker wird schadhafte Teile nicht komplett erneuern sondern mit (rautenförmigen) Holzstücken reparieren. Verzogene Fensterflügel werden nicht einfach nachgehobelt, weil sich sonst der Prozess des Verziehens fortsetzt. Wird das Fenster komplett zerlegt, die alte Verglasung im Kittfalz verklotzt und nach alter Manier neu verkittet, wird der alte Fensterflügel garantiert rechtwinklig bleiben. Wertvolle Elemente alter Fenster sind zudem originale Beschläge und Schließmechanismen. Sie lassen sich meist wieder aufarbeiten bzw. gangbar machen. Sind einzelne solcher Details verlorengegangen, können sie aus dem Fundus des denkmalinteressierten Handwerkers oder eines Händlers von historischen Baumaterialien ersetzt werden. Aber selbst bei grundlegend mangelhaftem Wärme- und Schallschutz gibt es gute Alternativen zum Fensteraustausch. Hier lassen sich durch den Einbau von speziellen Einscheiben-Wärmeschutzgläsern oder gar durch Ertüchtigung zum Kastenfenster beträchtliche Verbesserungen erzielen. In jedem Falle sollten historische Fenster nur einem denkmalpflegerisch erfahrenen Fachbetrieb anvertraut werden. Das gilt sowohl für die Bestandsaufnahme als auch für die Ausführung.

Wenn die Instandsetzung der originalen Fenster technisch nicht mehr möglich oder finanziell zu aufwendig sein sollte, ist auch bei einer kompletten Neuanfertigung das alte Fensterbauer- oder Glaserhandwerk gefragt. Denn in Serienfertigung können weder optisch noch konstruktiv authentische Fenster hergestellt werden. Schließlich sind die alten Fensterformen nicht aus einem Katalog ausgewählt, sondern oftmals eigens für das betreffende Gebäude entworfen worden. „Moderner“ Ersatz, wie beispielsweise Sprossen unter Glas, vorgefertigte Profile oder aufgesetzte Zierelemente wirken wie Fremdkörper am Baudenkmal.
Vor allem die oft gewünschte Ausstattung eines historischen Gebäudes mit Kunststofffenstern ist aus vielerlei Gründen dem historischen Gebäude abträglich. Einerseits können bei der industriellen Fertigung von Kunststofffenstern die für das alte Fenster charakteristischen schmalen Ansichtsbreiten und die gestalterische Vielfalt nicht erreicht werden, andererseits weisen sie eine ungünstigere Altersbeständigkeit als Holzfenster auf. Infolge der hermetisch abgedichteten, isolierverglasten Konstruktion sind hier zudem bauklimatische Störungen nicht auszuschließen.

Holzfenster haben sich über Jahrhunderte hinweg bewährt, das zeigen die zahlreichen, noch heute funktionstüchtigen Fenster der Renaissance und des Barock. Im Gegensatz zum Kunststofffenster sind sie reparaturfähig, und sie können durch einen neuen Anstrich aufgefrischt werden. Das Kunststofffenster wird beiden Funktionen nicht gerecht und ist für ein Baudenkmal nicht geeignet.