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Blaue Schönheit - Rettungsaktion für den seltenen "Moorabbiss"

Auf den ersten Blick sieht er aus wie blühender Schnittlauch. In Wirklichkeit handelt es sich aber um eine bayernweit sehr seltene Pflanzenart: der Moorabbiss (Succisella inflexa) kommt nur an wenigen Stellen im Freistaat vor. Dazu gehört auch ein kleines Biotop am Rand des Hauptsmoorwaldes in der Bamberger Südflur.

Als das Vorkommen 1990 vom Bamberger Stadtbiologen Dr. Jürgen Gerdes entdeckt wurde, stellte sich heraus, dass es eine Wiederentdeckung war: der Botaniker Harz führte es bereits 1914 in seiner Flora der Gefäßpflanzen von Bamberg auf! Seit fast hundert Jahren hält sich dieses Reliktvorkommen auf einer Fläche, die keine hundert Quadratmeter misst. Bei dem Wuchsort handelt es sich um eine feuchte Senke, die ganz besondere Lebensbedingungen zu bieten scheint. Denn ausgebreitet hat sich der Moorabbiss in all den Jahrzehnten nicht. An die hundert Blütenköpfe brachte der Bestand in den letzten Jahren hervor. Allerdings mit absteigender Tendenz. Woran liegt das nach der Phase langer Beständigkeit? Botaniker wie Hermann Bösche von der Naturforschenden Gesellschaft Bamberg sehen die Düngung aus der Luft infolge des hohen Stickstoffeinsatzes in der Agrarindustrie als einen Grund an. Biologe Gerdes weist darauf hin, dass im Umfeld Wiesen zu Äckern umgebrochen wurden und es daher möglicherweise zu Einschwemmungen gekommen sei. So oder so: der Moorabbiss-Bestand schrumpfte seit 1990.

Es musste etwas getan werden. Das Umweltamt beantragte über den Landschaftspflegeverband Bamberg Mittel aus der Glücksspiralen-Lotterie, die soziale und ökologische Projekte unterstützt, für Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen und bekam auch den Zuschlag.
Klaus Weber, Geschäftsführer des Verbandes, und Botaniker Bösche organisierten die Pflege. Konkurrierende Pflanzen wie die stickstoffliebende Brennessel wurden entfernt und ein Teil des Bodens freigelegt, um für den Moorabbiss, übrigens ein Kardengewächs, bessere Keimungsbedingungen zu schaffen. Mittlerweile hat sich der Bestand etwas erholt. Die Hilfsmaßnahmen sollen in den nächsten Jahren fortgeführt werden, unter anderem, indem im näheren Umfeld aus den vorhandenen Samen Ansaaten durchgeführt werden.

Auch wenn der Erhalt der Artenvielfalt im Wesentlichen durch eine Umstellung der Landwirtschaft auf ökologischen Anbau auf ganzer Fläche zu erzielen ist, so Gerdes, muss man auch einzelnen, vom Aussterben bedrohten Arten helfen, wenn sie sehr spezielle Ansprüche haben. Nur so lässt sich die Biodiversität einer Landschaft in ihrer ganzen Breite erhalten.

Nähere Information zum Projekt "Moorabbiss - Die blaue Schönheit am Rande des Hauptsmoorwaldes"  liegt als Faltblatt im Rathaus Maxplatz aus oder kann hier als pdf heruntergeladen werden.