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Die Rekonstruktion des Heinrichsdomes - ein Beitrag der Stadtarchäologie zum 1000-jährigen Domjubiläum

Anlässlich des 1000-jährigen Domjubiläums, das zwar in der bestehenden Kathedrale gefeiert wurde, sich eigentlich aber auf einen Vorgängerbau bezieht, stellte sich die Frage nach dem Aussehen der ersten Bamberger Bischofskirche.

Am 06. Mai 1012 wurde der Bamberger Dom, nach seinem Erbauer König Heinrich II. auch Heinrichsdom genannt, feierlich geweiht. Bedingt durch eine verheerende Brandkatastrophe im Jahre 1185 und den anschließend erfolgten Neubau des bestehenden, 1237 geweihten Domes haben sich von der Kathedrale des 11. Jahrhunderts jedoch nur geringe Reste erhalten. Am eindrucksvollsten präsentieren sich die Rudimente des Heinrichsdomes noch in der unter dem Westchor befindlichen Bischofsgrablege, wo Mauerreste der einstigen Westkrypta aus dem 11. Jahrhundert in die moderne Konzeption einbezogen worden sind.
Dass der Heinrichsdom in seiner Grundgestalt dennoch weitestgehend bekannt ist, wird vor allem den umfangreichen Ausgrabungen im Dom verdankt, die das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege unter der Leitung von Walter Sage zwischen 1969 und 1972 durchgeführt hat. Anhand der ergrabenen Fundamente kann der Heinrichsdom als 75 m lange, doppelchörige Basilika mit zwei den Ostchor flankierenden Türmen und einem westlichen Querhaus rekonstruiert werden.
Nördlich an das Querhaus schlossen sich über einen Verbindungsgang die Baulichkeiten der Bischofspfalz an, deren Nordabschluss die 1020 geweihte Thomaskapelle bildete. Um die Mitte des 11. Jahrhunderts wurde dem Ensemble im Süden schließlich noch die achteckige Andreaskapelle angefügt. Auch die Pfalzbauten sind in ihrem Grundgefüge dank archäologischer und bauforscherischer Untersuchungen gut erforscht.
Auf der Südseite des Heinrichsdomes befanden sich der Domkreuzgang und die daran anschließenden Gebäude des Domklosters. Über deren einstige Disposition und Erscheinung liegen bislang jedoch keine Erkenntnisse vor.

Ausgehend von den Grabungen im Dom und im Bereich der Alten Hofhaltung, bereits vorgelegten Rekonstruktionen und aktuellen Forschungen entstand als Beitrag zu den Feierlichkeiten des Jubiläumsjahres ein virtuelles Modell, das eine Idealrekonstruktion des Heinrichsdomes und der anschließenden Pfalzbauten in der Zeit um 1050 zeigt.

Literaturhinweise

• Lothar HENNIG (Hrsg.), Geschichte aus Gruben und Scherben. Archäologische Ausgrabungen auf dem Domberg in Bamberg. Ausst.-Kat. Historisches Museum Bamberg. Schriften des Historischen Museums Bamberg 26. Bamberg 1993.
• Walter BURANDT, Die Baugeschichte der Alten Hofhaltung in Bamberg, Bamberg 1998.
• Walter SAGE, Die Ausgrabungen im Bamberger Dom. In: Josef Kirmeier/Bernd Schneidmüller/Stefan Weinfurter (Hrsg.): Kaiser Heinrich II. 1002-1024. Ausst.-Kat. Bamberg. Stuttgart 2002, 93-109.
• Stefan PFAFFENBERGER, Die Vorgängerbauten des bestehenden Doms. In: Matthias Exner, Die Kunstdenkmäler von Oberfranken IV. Stadt Bamberg 2 – Domberg 1: Das Domstift. Bamberg 2015, 629–671.