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Datum: 14.11.2019

Empfang mit offenen Armen

Erzählabend in der Volkshochschule zu „30 Jahre Mauerfall“

Das Attribut „epochal“ verdienen nur wenige Ereignisse in der jüngeren Geschichte. Der Fall der Mauer vor 30 Jahren gehört unzweifelhaft dazu, was auch den regen Besuch des Erzählabends im Großen Saal der Volkshochschule am 7. November erklärt. Bürgermeister Dr. Christian Lange führte aus, dass die Generation, die am Geschehen vor 30 Jahren unmittelbar beteiligt war, die Aufgabe habe, die nachkommenden Generationen davon zu unterrichten. „Dafür ist diese Veranstaltung gut geeignet“, sagte er mit Blick auf die Jugend, die im Publikum gut vertreten war.

Die Jugend war auch im Gesprächskreis um das Moderatorenteam Christine Sünkel, stellvertretende Leiterin der Volkshochschule, und Gerhard Beck, Pressesprecher der Stadt Bamberg, dabei. Alicia Weithase, 17-jährige Schülerin am E.T.A.-Hoffmann-Gymnasium, hat sich in einer Hausarbeit mit dem Thema Mauerfall auseinandergesetzt. Dass sich ihre Generation mit dem Ereignis befasst, sei aber die Ausnahme, bekannte sie. Auch im Unterricht werde das Thema eher am Rande behandelt. Martin Köhl, ehemaliger Leiter der Volkshochschule, kam die Aufgabe zu, das westdeutsche Volkshochschul-Modell in den Osten zu übertragen. Was nicht einfach war, verstanden sich doch die ähnlichen Schulen zu Zeiten der DDR als berufsbegleitende Einrichtungen. Elmar Hübner, damaliger Leiter des Ordnungsamtes der Stadt Bamberg, zeigte auf, dass es für die Verwaltung ein Kraftakt war, um den Ansturm von DDR-Bürgerinnen und -Bürgern nach dem 9. November 1989 zu bewältigen. Bedingt durch die Ausnahmesituation war es übrigens mit der gewohnten Ordnung nicht mehr weit her: Wie die Amtsstuben waren auch Geschäfte sonntags geöffnet, um den Wünschen der Ostdeutschen nachzukommen. Guido Primes, damals Chef von Hertie, sprach von goldenen Zeiten für den Handel. Neben Südfrüchten und Schokolade gehörten Elektronik und Straßenkarten zu den begehrten Artikeln in den ersten Stunden nach dem Mauerfall. Um der Nachfrage Herr zu werden, begründete Hertie eine Verkaufsstelle im Osten, die in den ersten Wochen nach der Grenzöffnung auch gut angenommen worden sei.

Viel Schwung bekam der Erzählabend durch die zahlreichen Beiträge aus dem Publikum. Dabei stand persönlich Erlebtes im Vordergrund. Deutlich wurde, dass die DDR-Bürgerinnen und -Bürger von den Bambergern mit offenen Armen empfangen wurden, es herrschte eine von Herzlichkeit geprägte Willkommenskultur. Beim Resümee durfte der Vergleich mit der Gegenwart nicht fehlen. „Es ist vieles besser geworden“, stellte eine Besucherin des Erzählabends fest.