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Datum: 04.07.2022

Welche Bundespräsidenten bereits in Bamberg waren

Bis auf eine Ausnahme besuchten bisher alle Staatsoberhäupter die Welterbestadt – ein Bundespräsident reiste sogar mit dem Schiff an

Am Dienstag, 5. Juli 2022, kommt Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier mit dem Diplomatischen Korps nach Bamberg. Wenn sich das Staatsoberhaupt der Bundesrepublik Deutschland ankündigt, dann gilt es einiges zu beachten. „Der Besuch läuft streng nach Protokoll ab“, erzählt Brigitte Riegelbauer vom Bürgermeisteramt der Stadt Bamberg. Sie muss es wissen: Bei ihr laufen im Rathaus organisatorisch die Fäden zusammen. Sie hat die letzten drei Besuche von Steinmeiers Vorgängern eng begleitet.

Der Aufenthalt von Frank-Walter Steinmeier in Bamberg steht in einer guten Tradition. Mit Ausnahme von Karl Carstens (Amtszeit 1979 bis 1984) waren alle Staatsoberhäupter der Bundesrepublik Deutschland bereits in der Welterbestadt zu Gast. Carstens war zumindest vor seinem Amtsantritt noch als Vorsitzender der CDU/CSU-Bundestagsfraktion in Bamberg.Brigitte Riegelbauer hat immerhin die Besuche von Horst Köhler, Christian Wulff und Joachim Gauck organisatorisch begleitet. Sie hilft dem Stab des Bundespräsidialamts mit Kontakten vor Ort. „Fast alle Bundespräsidenten waren im Dom, das ist immer ein Muss“, weiß sie.

Auch Frank-Walter Steinmeier wird am 5. Juli 2022 mit dem diplomatischen Korps wieder Bambergs bedeutende Kathedrale besichtigen, danach lädt der Bundespräsident zum Empfang in den Rosengarten. Der Eintrag ins Goldene Buch der Stadt, das Brigitte Riegelbauer verwahrt, gehörte bislang fast zu jedem Besuch eines Staatsoberhaupts dazu. Auch Steinmeier wird sein Autogramm ins Stammbuch der Stadt schreiben. Ein Kapitel mehr in dieser erfreulichen Tradition für Bamberg. 

„Die Besuche sind immer etwas Besonderes, jeder Bundespräsident setzt seinen eigenen Schwerpunkt“, erzählt Riegelbauer. So war etwa Christian Wulff sehr „sportlich“ unterwegs, Joachim Gauck lud zum Bundespräsidentenkonzert ein. Der folgende Überblick zeigt, wie die einzelnen Besuche in der Vergangenheit abliefen: 

Der Besuchsreigen begann am 27./28. Oktober 1951 mit dem ersten Bundespräsidenten der noch jungen Bundesrepublik, Theodor Heuss. Sein Aufenthalt sei rein privat, „weil er sonst nichts Anderes mehr zu tun hätte, als Staatsbesuche in den Städten der Bundesrepublik zu machen“, vertraute „Papa Heuss“ – so sein liebevoller Spitzname – dem damaligen Bamberger Oberbürgermeister Luitpold Weegmann an. Allerdings lief der Besuch dann doch unter reger Anteilnahme der Bamberger Bevölkerung ab. Das Privatleben eines Bundespräsidenten war eben schon damals sehr eingeschränkt.

Bamberg war für Theodor Heuss „zweitschönste Stadt“

Heuss traf am späten Samstagabend (27. Oktober 1951) mit dem Zug in Bamberg ein. Sein Sonderwaggon, in dem er auch übernachtete, wurde am Bahngleis an der Schwarzenbergstraße abgestellt. Tags darauf besuchte er die Domschatzausstellung und besichtigte den Dom. Ferner traf er mit Erzbischof Joseph Otto Kolb zusammen. Im Restaurant Messerschmitt trug er sich dann ins Goldene Buch der Stadt ein. OB Weegmann wollte dabei seinen Gast zu der Aussage bewegen, Bamberg sei die schönste Stadt Deutschlands. Doch der Bundespräsident meinte, „er propagiere immer, Münster sei die schönste und Bamberg die zweitschönste Stadt, denn Münster habe die Propaganda notwendiger“. Am 7. September 1954 kam Heuss erneut nach Bamberg. Anlass war eine Tagung des Kulturkreises im Bundesverband der Deutschen Industrie in der Neuen Residenz. Als Höhepunkt dieses Besuches traten im Dom die Bamberger Symphoniker und die Regensburger Domspatzen gemeinsam auf.

Auch Heuss’ Nachfolger Heinrich Lübke war zwei Mal an der Regnitz. Am 13. August 1960 machte er auf der Fahrt zum Deutschen Turntag in Coburg für eine Stunde in Bamberg Station und besuchte den Dom. Der zweite Aufenthalt dauerte lediglich eine halbe Stunde länger. Im Anschluss eines viertägigen Besuchs im damaligen deutsch-deutschen Grenzgebiet traf er per Hubschrauber am 7. Oktober 1964 an der Breitenau ein. Auf dem Programm stand diesmal neben dem obligatorischen Dombesuch eine Besichtigung der Neuen Residenz. Bei beiden Besuchen kam es aus Zeitgründen nicht zu einem Eintrag ins Goldene Buch.

Insgesamt zwei Stunden hielt sich Bundespräsident Gustav Heinemann am 19. April 1974 in Bamberg auf. Er befand sich auf seinem Abschiedsbesuch im Bundesland Bayern. Nach der Landung mit dem Helikopter am Flugplatz wurde das Staatsoberhaupt im Alten Rathaus empfangen und Heinemann trug sich ins Goldene Buch ein. Ursprünglich war im Anschluss nur ein kurzer Spaziergang vom Rathaus zum Alten Kanal geplant, doch Heinemann entschied spontan, auch noch den Dom zu besichtigen, so dass sich sein Abflug verzögerte.

Mit dem Schiff nach Bamberg

Bundespräsident Walter Scheel besuchte am 5. Oktober 1975 den Helfertag des Bayerischen Roten Kreuzes. Er ist wohl das einzige Staatsoberhaupt, das jemals mit dem Schiff nach Bamberg kam. Scheel landete zunächst mit dem Helikopter in der Nähe der Schleuse Viereth und begab sich dann zusammen mit Ministerpräsident Alfons Goppel an Bord des Fahrgastschiffs „Frankonia“. Das Schiff war vom BRK gechartert worden, um damit Ausflugsfahrten mit den kranken und behinderten Menschen durchzuführen. Nach einer Fahrt zum Bamberger Hafen ging es dann zusammen mit dem Ministerpräsidenten zum Alten Rathaus, wo sich beide ins Goldene Buch eintrugen. Anschließend ging es weiter zu der BRK-Veranstaltung im früheren Freizeitwerk St. Heinrich (Kloster-Banz-Straße).

Erst 13 Jahre später kam wieder ein Bundespräsident in die Domstadt: Am 11. Oktober 1988 sprach Bundespräsident Richard von Weizsäcker zur Eröffnung des 37. Deutschen Historikertags in der Aula der Universität. Zuvor gab die Stadt einen Empfang im Alten Rathaus. Nach dem Eintrag ins Goldene Buch, besichtigte der Bundespräsident den Dom. Darüber hinaus standen noch ein Mittagessen im Böttingerhaus sowie ein Empfang der Staatsregierung in den Harmoniesälen auf dem Programm. Insgesamt hielt sich von Weizsäcker acht Stunden in der Stadt auf.

Sein Nachfolger Roman Herzog besuchte am 22. Juni 1997 anlässlich des Bayerischen Heimattags die Welterbestadt. Nach der Teilnahme an dem Festakt im Kaisersaal der Residenz und dem anschließenden Empfang durch die Stadt, trug sich der Bundespräsident im Alten Rathaus in das Goldene Buch ein. Anschließend fand ein Mittagessen im Restaurant Messerschmitt statt.

Blitzbesuch von Rau

Am 28. September 2003 sprach Johannes Rau im Dominikanerbau bei der Eröffnung der Generalversammlung der Görres-Gesellschaft zur Pflege der Wissenschaft. Der Bundespräsident traf mit dem Auto ein und verließ Bamberg nach Ende der Veranstaltung sofort wieder. Aus Zeitgründen kam es daher ausnahmsweise nicht zu einem Eintrag ins Goldene Buch.

Horst Köhler besuchte Bamberg am 28. Juni 2007. Erlandete am Vormittag mit dem Hubschrauber auf dem Gelände des Aero-Clubs und begab sich dann zur Konzert- und Kongresshalle, um den Deutschen Bauerntag mit einer Rede zu eröffnen. Das Staatsoberhaupt, das in Begleitung seiner Frau Eva in die Welterbestadt gekommen war, trug sich anschließend im Rokokosaal des Alten Rathauses in das Goldene Buch der Stadt ein. Nach einem Mittagessen im Restaurant Nepomuk besichtigte das Ehepaar Köhler am Nachmittag den Dom sowie die Domschatzausstellung.

Am 22. Februar 2011 besuchte Bundespräsident Christian Wulff Bamberg gemeinsam mit seiner Frau Bettina. Die Welterbestadt war neben München einziges Ziel des offiziellen Antrittsbesuchs in Bayern. In der Erlöserschule besichtigte Wulff das Sozial- und Sportförderprojekt „BasKIDball“, ein Projekt der Bund-Länder-Städtebauförderung, das maßgeblich von den Bamberger Bundesliga-Basketballern unterstützt wird. Im Anschluss hat sich Bundespräsident Christian Wulff bei einem Empfang im Brückenrathaus in das Goldene Buch der Stadt Bamberg eingetragen. Erzbischof Ludwig Schick empfing Wulff dann im Heinrichsdom. Im Anschluss standen bei einem Empfang der Staatskanzlei der ehrenamtliche Einsatz von Bürgern im Mittelpunkt.

Der Bayerische Rundfunk sendete zwei Stunden

Ein besonderer Festtag für Bamberg war der Besuch von Bundespräsident Joachim Gauck am 19. März 2016. Die Bamberger Symphoniker feierten ihren 70. Geburtstag und das Staatsoberhaupt der Bundesrepublik Deutschland erwies ihnen und Bamberg die Ehre. Und mit ihm auch der Bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer und weitere Mitglieder der Staatsregierung, Persönlichkeiten aus Politik und Gesellschaft. Gauck gab mit den Bamberger Symphonikern ein Benefizkonzert in der Konzert- und Kongresshalle.

Der Bayerische Rundfunk widmete dem Bundespräsidentenkonzert und dem Jubiläum des berühmten Orchesters noch am selben Abend eine zweistündige Fernsehsendung. Gauck trug sich davor ins Goldene Buch der Stadt ein. Das Orchester spielte die Nationalhymne. Der Bundespräsident betonte in seiner Rede, dass der kulturelle Reichtum Deutschlands besonders in der Vielfalt der Regionen liege: „Gerade hier in Bamberg, seit über tausend Jahren Sitz eines Bistums und immer wieder Zeuge und Schauplatz der Geschichte, wird sichtbar, dass erkennbare Herkunft und Weltoffenheit nur zwei Seiten derselben Medaille sind.“ Zu unserer Kultur gehöre aber auch ganz wesentlich, „dass wir alle in Würde leben und sterben können.“ Der Bundespräsident hatte sich in dem Jahr des Besuchs dafür entschieden, die Hospiz- und Palliativstiftung zu unterstützen. So war an diesem Abend auch ein Infostand des Hospiz- und Palliativzentrums Bamberg vertreten.