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Ein Relikt der hochmittelalterlichen Stadtbefestigung der Inselstadt

Bereits seit einigen Monaten finden im Bereich der Innenstadt umfangreiche Baumaßnahmen zur Verlegung einer Fernwärmeleitung statt, die das neue „Quartier an den Stadtmauern“ an das Versorgungsnetz anbinden sollen. Ausgehend von der Hellerstraße über die Keßlerstraße, den Grünen Markt, die Mauthgasse und die Austraße haben die Arbeiten mittlerweile den Obstmarkt bzw. die Lange Straße erreicht. Im Auftrag der Fernwärme Bamberg GmbH wurden dabei von Anfang an sämtliche Bodeneingriffe auch archäologisch begleitet (Grabungsleitung A. Köber M.A.). Trotz umfangreicher Störungen durch eine Vielzahl von bereits im Untergrund verlegten Ver- und Entsorgungsleitungen ließen sich dabei immer wieder archäologisch relevante Befunde dokumentieren.

Schon im Vorfeld der Baumaßnahmen konnten durch die Stadtarchäologie einige besonders neuralgische Punkte im Trassenverlauf bestimmt werden, an denen potentiell sogar mit untertägig erhaltenen Baubefunden wie Mauern oder Fundamentresten zu rechnen war.
Zu diesen Stellen zählt insbesondere auch der Bereich des nordwestlichen Obstmarktes im Schnittpunkt Austraße und Lange Straße. Während Letztere heute nahtlos in die Straße Am Kranen übergeht, bestimmte noch bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts ein regelrechtes Nadelöhr die verkehrliche und städtebauliche Situation um den Obstmarkt.
Dies erklärt sich vor dem Hintergrund, dass an dieser Stelle ursprünglich die hochmittelalterliche Stadtmauer der Inselstadt das Areal von Süden nach Norden querte. Den einzigen Durchlass zum außerhalb der Stadtbefestigung gelegenen Hafen und zur Unteren Brücke bildete hier ein kleines Tor, die 1324 erstmals urkundlich belegte Fischpforte. Erst infolge der Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs wurde im Rahmen des Wiederaufbaus in den 1950er Jahren das Areal um den Obstmarkt dann zugunsten einer „besseren“ Verkehrsführung nachhaltig umgestaltet, so dass heute obertägig von der einstigen Engstelle nichts mehr zu erahnen ist.

Ein Relikt der ehemaligen Situation zeigte sich nun jüngst innerhalb der Fernwärmetrasse auf Höhe der Anwesen Austraße 6 bzw. Obstmarkt 5: ein im Baugrubenprofil angeschnittener, massiver Mauerbefund aus großformatigen Sandsteinquadern.
Obwohl das Mauerwerk durch ältere Leitungsbaumaßnahmen bereits empfindlich gestört war, kann es nicht zuletzt aufgrund seiner Lage und Orientierung eindeutig als Überrest der hochmittelalterlichen Stadtmauer angesprochen werden! Eine deutlich ausgebildete Ecksituation könnte sogar darauf hindeuten, dass hier die nördliche Mauerwange der Fischpforte aufgedeckt werden konnte. Eindeutig klären ließe sich diese These jedoch nur durch eine Ausweitung der Grabungsfläche, die jedoch auf den unmittelbar für die Leitungsverlegung erforderlichen Trassenverlauf beschränkt bleiben muss…