Stadtbiotopkartierungen sind die fachliche Grundlage der kommunalen Naturschutzarbeit
In den Jahren 2016-2018 erfolgte in der Stadt Bamberg eine Aktualisierung der Stadtbiotopkartierung. Es handelt sich dabei um die vierte Kartierung nach 1981, 1989 und 1998. Sie beinhaltet sowohl die Erfassung von nach deutschem Recht geschützten Biotopen (u.a. Magerrasen, Nasswiesen, Zwergstrauchheiden, Röhrichte, Binnengewässer mit naturnahen Ufern) als auch von europaweit geschützten Lebensraumtypen der Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie (Natura 2000). Erstmals wurden auch Biotope des Konversionsgebietes (ehemaliges Militärgelände der US-Armee) systematisch erfasst. Die Biotopkartierung bearbeitet den Offenlandbereich des gesamten Stadtgebietes sowie die Waldflächen, die sich in städtischem Besitz befinden (geschützte und wertvolle Waldbiotope).
Die Kartierung erfolgte im Auftrag der Stadt Bamberg und des Bayerischen Landesamtes für Umwelt. Sie liefert wichtige Daten und naturschutzfachliche Grundlagen für Naturschutzbehörden und für Kommunen, zum Beispiel bei der Erarbeitung von Landschafts- und Grünordnungsplänen oder im Vertragsnaturschutz. Aber auch Planungs- und Architekturbüros und wissenschaftliche Einrichtungen nutzen die Kartierungsergebnisse. Stadtbiotopkartierungen werden nach standardisierten fachlichen Vorgaben des bayerischen Landesamtes für Umwelt in allen 25 kreisfreien bayerischen Städten in Abständen von 10-20 Jahren durchgeführt. Dabei werden lediglich Pflanzengesellschaften und ökologisch wertvolle Gehölzbestände kartiert. Die Erfassung ausgewählter Tiergruppen wie Vögel, Fledermäuse, Schmetterlinge, Reptilien u.a. erfolgt in eigenen Artenschutzkartierungen.
Die Biotopkartierung hat weder das Ziel noch die Möglichkeit, Flächen unter Schutz zu stellen oder Grundstückseigentümern bestimmte Bewirtschaftungsweisen vorzuschreiben. Sie ist lediglich eine Bestandsaufnahme ökologisch hochwertiger Lebensräume und erfasst alle Flächen, die für den Naturschutz wichtig und erhaltenswert sind. Mögliche Einschränkungen ergeben sich ausschließlich aus bestehenden gesetzlichen Vorgaben. Die Ergebnisse der Biotopkartierungen sind im Internet für jeden abrufbar (FIN-Web).
Als ökologisch besonders hochwertige Areale des Bamberger Stadtgebietes (Hotspots 1. Grades) haben sich die Mainauen bei Bischberg, der Flugplatz Breitenau, die Buger Wiesen und der Hain erwiesen. Artenreich sind auch der Wald und die Wiesen um die Altenburg, das Röthelbachtal bei Gaustadt mit den benachbarten Tongruben, die Ebene bei Bug, der Michaelsberger Terrassengarten sowie die Sendelbachaue (Hotspots 2. Grades).
Auffällig ist, dass die Biotopdichte westlich des Main-Donau-Kanals deutlich höher ist als im Osten der Stadt. Im Berggebiet befindet sich auf 1/7 der Stadtfläche 1/3 aller kartierten Biotope. Insgesamt sind gemäß aktueller Erfassung ca. 12 % des Stadtgebietes als schutzwürdiges Biotop kartiert. Damit ist dem Beschluss des Umweltsenates aus dem Jahr 1991 Genüge getan, mindestens 10% Biotopfläche zu erhalten und 20% anzustreben. Die letzte Biotopkartierung aus dem Jahr 1998 hatte einen Biotopbestand von 10,2% ergeben. Der Zuwachs in den vergangenen 20 Jahren hat teilweise methodische Gründe, liegt aber auch daran, dass es gelang, alle Eingriffe in Natur und Landschaft innerhalb des Stadtgebietes auszugleichen und zudem weitere Flächen für Naturschutzzwecke bereitzustellen.
Stadtbiotope sind nicht nur Lebensräume für wildlebende Pflanzen und Tiere im urbanen Raum, sondern dienen auch dem Naturerleben der städtischen Bevölkerung, einem grünen Wohnumfeld, der Naherholung und einer Verbesserung des Stadtklimas. Nicht zuletzt erinnern Biotope uns daran, woher wir kommen: aus der Natur. Die weitaus längste Zeit der menschlichen Entwicklung fand in natürlichen Umwelten statt. Auch wenn Städte geradezu ein Gegenentwurf zur Wildnis sind, um das Leben sicherer und komfortabler zu machen, gilt nach wie vor die schlichte Wahrheit, dass unsere zivilisatorischen und kulturellen Haushalte verträglich in den großen Haushalt der Natur eingebettet sein müssen, um dauerhaft bestehen zu können.
Das sollte dort beginnen, wo inzwischen eine Mehrheit der Menschen lebt: in den Städten. In diesem Sinn sind urbane Biotope Versuchslabore für die Koexistenz mit wildlebende Pflanzen und Tieren. Mit seiner Mitgliedschaft im deutschlandweiten Bündnis „Kommunen für biologische Vielfalt“ und einer kommunalen Biodiversitätsstrategie, die der Stadtrat 2014 verabschiedet hat, bekennt Bamberg sich dazu, die Artenvielfalt in der Stadt über das gesetzlich vorgeschriebene Maß hinaus zu schützen und zu erhöhen. Die kartierten Biotope sind die Kerngebiete dieser Strategie.
Für Fragen stehen das Bayerische Landesamt für Umweltschutz (Frau Hagenbuch, Tel. 0821 9071-5229) sowie das Umweltamt der Stadt Bamberg (Herr Dr. Gerdes, Tel. 0951 87-1728) zur Verfügung.