Straßenhierarchie
Die Straßen Bambergs sind hierarchisch gegliedert. Dabei wurden neben den Autobahnen 4 Kategorien gebildet:
- Hautverkehrsstraßen
- Hauptsammelstraßen
- Sammelstraßen
- Anliegerstraßen
Die Wechselbeziehungen zwischen den verschiedenen Lebensbereichen Wohnen, Arbeiten, Bilden, Versorgen und Erholen sowie die vielschichtigen wirtschaftlichen Verflechtungen erfordern unterschiedliche, auf die jeweilige Verkehrsaufgabe abgestimmte Verkehrssysteme. Diese sollen der Verbesserung der Lebensbedingungen der Menschen dienen. Sie sind daher entsprechend dem jeweiligen Verkehrsbedürfnis sicher, umweltverträglich, leistungsfähig und kostengünstig zu gestalten.
Aufgabe der Verkehrsplanung ist es, Art und Umfang der Verkehrsbedürfnisse zu ermitteln und Entscheidungsgrundlagen für den Bau und Betrieb der einzelnen Verkehrssysteme in Zusammenarbeit mit Beteiligten und Betroffenen zu schaffen. Dabei ist davon auszugehen, dass sich Raum-, Siedlungs- und Verkehrsstruktur in gegenseitiger Abhängigkeit entwickelt haben und nur über längere Zeiträume in andere Strukturen überführt werden können.
Grundsätze für die Straßennetzgestaltung
Die Planungsziele für die Gestaltung des Straßennetzes leiten sich aus den sich wandelnden gesellschaftspolitischen Wertstellungen ab. Dabei stellen die Aufgaben und Funktionen, die das Straßennetz wahrnehmen soll, die wesentlichen Grundlagen für die Erarbeitung eine Zielrahmens dar. Straßenfunktionen lassen sich in verkehrliche und nicht-verkehrliche Funktionen untergliedern. Aufgabe der Straßennetz- und Straßenraumgestaltung ist es, Konflikte zwischen diesen Funktionsbereichen unter Beachtung der Verkehrssicherheit, der Umweltverträglichkeit und der Kosten zu lösen. Dabei ist die Aufgabenteilung mit anderen Verkehrssystemen zu berücksichtigen. Aufgrund der politischen Zielsetzung einer wirtschaftlichen, sozialen und umweltverträglichen Aufteilung der Verkehrsarbeit auf die verschiedenen Verkehrssysteme sind Parallelführungen von Verkehrssystemen nicht nur bei Neubauvorhaben im Hinblick auf ihre Substitutionsmöglichkeiten (z.B. Schiene-Straße) sorgfältig zu prüfen.
Einteilung der Straßen in Straßenkategorien
Für die Gestaltung des Straßennetzes ist eine Gliederung der Netzteile nach ihren vielfältigen Funktionen für Verbindung, Erschließung und Aufenthalt notwendig. Die Überlagerungen dieser Funktionen werden dabei durch Kategoriengruppen ausgedrückt und die Verbindungsfunktionen entsprechend ihrer verkehrlichen Bedeutung weiter in Verbindungsfunktions-Stufen differenziert. Aus einer Verknüpfung von Kategoriengruppe und Verbindungsfunktions-Stufe ergibt sich schließlich die Straßenkategorie.
Aufgabe der Straßennetzgestaltung ist es, die für Planung, Entwurf und Betrieb von Straßen maßgebenden Straßenkategorien zu ermitteln bzw. festzulegen. Bei allen weiteren Überlegungen zur Straßennetz und Straßenraumgestaltung soll von dieser funktionalen Gliederung des Netzes ausgegangen werden.
Eine Differenzierung der einzelnen Straßenabschnitte betrifft vorrangig innerstädtische und hierbei in der Regel bereits bestehende Straßen in gewachsenen Ortsteilen.
Das Stadtplanungsamt hat im folgenden ein Schema zur hierarchischen Differenzierung der Elemente des Bamberger Straßennetzes entwickelt, in dem verkehrliche, städtebauliche und nutzungsorientierte Parameter einfließen.
Die Einteilung geschieht in Anlehnung an die Richtlinien für die Anlage von Straßen (RAS) der Forschungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen in Köln. Maßgebend für die Straßenhierarchie ist hierbei der Leitfaden für die funktionale Gliederung des Straßennetzes (RAS-N, Ausgabe 1988), der als Grundlage für die weitergehende entwurfstechnischen Regelungen (Linienführung, Querschnittsgestaltung, Knotenpunktausbildung, Anlage von Erschließungsstraßen) dient.
Bei allen Überlegungen zur Straßennetz- und Straßenraumgestaltung ist von der funktionalen Gliederung des Netzes auszugehen.
Das verkehrliche Anspruchsniveau muss auf die Lage einer Straße in Bezug zur Bebauung, auf die Nutzung des Straßenumfeldes, auf die jeweilige Erschließung und auf die Intensität der Aufenthaltsnutzungen abgestimmt werden. Funktionsmischungen in Straßenabschnitten können Konflikte hervorrufen (besonders bei Stadtstraßen).
Entscheidend ist hierbei, welche planerischen Möglichkeiten bestehen, solche Konflikte zu verringern bzw. welche Funktion vorrangig zu berücksichtigen ist.
Folgende Funktionen mit ihren Merkmalen und Auswirkungen können bei Straßen planerisch unterschieden werden:
- Verbindungsfunktion
- ergibt sich aus der guten Erreichbarkeit von Infrastruktureinrichtungen, wie z.B.
- Arbeitsplätze
- Ausbildungsstätten
- Versorgungs- und Erholungseinrichtungen
- Berücksichtigt motorisierten bzw. nicht-motorisierten Verkehr einschließlich des ÖPNV
- ergibt sich aus der guten Erreichbarkeit von Infrastruktureinrichtungen, wie z.B.
- Erschließungsfunktion
- berücksichtigt die Zugänglichkeit für
- Anwohner
- Besucher
- Lieferanten
- Versorgungs-, Unterhaltungs- und Notdienstfahrzeuge
- verursacht Quell- und Zielverkehr
- erfordert ausreichende Flächen für den ruhenden Verkehr und für nichtmotorisierte Verkehrsteilnehmer
- berücksichtigt die Zugänglichkeit für
- Aufenthaltsfunktion
- ergibt sich aus Attraktivitäten aufgrund der angrenzenden Nutzungen, wie
- Spielen von Kindern
- Aufenthalt in angrenzenden Grünflächen und Straßencafés
- Einkaufsbummel und Spazierengehen
- Besichtigung von Sehenswürdigkeiten
- Zugänge zu öffentlichen Einrichtungen (Rathaus, Museum, Krankenhaus, Schule, Kindergarten, u.a.)
- verursacht erhöhten Flächenbedarf für Fußgänger und vermehrte Überquerungen der Fahrbahn
- erforderlich sind eine Begrenzung der Kfz-Verkehrsbelastung und niedrige Fahrgeschwindigkeiten.
- ergibt sich aus Attraktivitäten aufgrund der angrenzenden Nutzungen, wie
Bei intensiver Nutzung in allen drei Funktionsbereichen können - wie bereits erwähnt - starke Konflikte innerhalb des Straßenraumes auftreten. Es sollte möglichst eine Trennung zwischen der Verbindungs- und Erschließungsfunktion bei der Straßennetzgestaltung erreicht werden. Ist dies nicht möglich, müssen Kompromisse gefunden werden, bei denen keiner der Funktionsbereiche unzumutbar durch die anderen beeinträchtigt wird.
Zur detaillierten Ermittlung der Straßenhierarchie Bambergs wurde zunächst eine Analyse der heutigen Situation der einzelnen Straßenabschnitte mit Hilfe eines für alle Straßen einsetzbaren Kriterienkataloges (Formblatt) durchgeführt.
Dieser Kriterienkatalog ermöglicht die Einteilung der Straßen bzw. Straßenabschnitte in die einzelnen Netzelemente (wie Fernstraßen, Hauptverbindungsstraßen, Hauptsammelstraßen, Sammelstraßen, Anliegerstraßen) im gegenwärtigen Zustand, wobei gleiche Elemente durchaus verschiedene Ansprüche (wie Verbindungs-, Erschließungs-, Aufenthaltsfunktion) erfüllen müssen.
Die Unterscheidung innerhalb gleicher Netzelemente wurde durch die weitere Bezeichnung von Straßentypen getroffen (siehe Tabelle).
Die Differenzierung des Straßennetzes (Straßenhierarchie) dient folgenden verkehrsplanerischen Aspekten:
Mit Festlegung von Anliegerstraßen werden gleichzeitig Gebiete ermittelt, die als "verkehrsberuhigte Bereiche" oder als "Tempo-30-Zonen" vorgesehen werden können.
Die Eignung der einzelnen Anliegerstraßen für konkrete Verkehrsberuhigungsmaßnahmen können allerdings erst in einem weiteren Arbeitsschritt festgestellt werden, d.h. die Anliegerstraßen müssen unter Berücksichtung aller Ansprüche (u.a. Bus-, Lieferverkehr), der Belastung, der Lage und des Zustandes der Straße noch genauer beurteilt werden.
Die jetzt vorliegende Straßenhierarchie gibt also erste Hinweise auf eventuell erforderliche Verkehrsberuhigungsmaßnahmen.
Die Differenzierung des Straßennetzes dient auch zum Aufbau und zur Fortführung eines Straßenkatasters, wobei eine schnelle Anpassung an Veränderungen im Straßennetz erfolgen kann. Damit ist auch eine Überprüfung von Leitungsfähigkeiten und Nutzungskonflikten im Straßenraum bei Verkehrsverlagerungen möglich.
Ebenso kann durch eventuell entstehende Umverteilungen im Netz oder neue städtebauliche Zielsetzungen überprüft werden, ob
- Abstufungen von Netzelementen nach der Verkehrsstärke möglich sind
- Bündelungen des Kfz-Verkehrs auf bestimmte Straßen erforderlich sind
- Führungen der Linienbusse eventuell verändert werden sollten bzw. könnten
- Der Ausbaustandard bestimmter Straßen nicht mehr den Anforderungen genügt
Der Bestand der funktionalen Gliederung wird jährlich fortgeschrieben.