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Datum: 17.01.2020

"Man muss einfach anfangen"

Viele gute Ideen bei der ersten Bürgerkonferenz „Bamberg plastikfrei“

Voll besetzt war der Grüne Saal der Harmonie bei der ersten Bürgerkonferenz „Bamberg plastikfrei“ zu der die Stadt Bamberg eingeladen hat. „Gemeinsam mit der Bürgerschaft wollen wir Initiativen fördern und entwickeln, damit unsere Welterbestadt plastikfrei wird. Dazu brauchen wir den Einzelhandel, das Handwerk, die Gastronomie, genauso wie das umweltfreundliche Verhalten der Privathaushalte und aller Bürgerinnen und Bürger, betonte Oberbürgermeister Andreas Starke. Jeder müsse kritisch schauen, welchen Beitrag er leisten kann. Best Practice-Beispiele aus anderen Städten wolle man sich genau anschauen.

In der Diskussion präsentierte das Umweltamt der Stadt Bamberg bereits erste Ergebnisse der Initiative „Bamberg plastikfrei“: So finden sich unter www.plastikfrei.bamberg.de nicht nur jede Menge Informationen und Merkblätter sondern auch der Nachhaltigkeitsatlas, unterstützt von Gaia Protection, der Initiativen und Akteure vernetzt und einen umfassenden Überblick liefert, wer bereits in Sachen Plastik- und Müllvermeidung aktiv ist. Es wurden erste Gespräche mit dem Einzelhandelsverband, dem Hotel- und Gaststättenverband sowie dem Ordnungsamt geführt um Lösungen hin zu mehr Mehrweggeschirr und weniger Verpackungsmüll zu erarbeiten. Zudem wurde gemeinsam mit der Universität die AG Nachhaltigkeit gegründet, die sich bereits in einem regen Austausch befindet.

Zu Beginn gab es einen Impulsvortrag über das Ausstellungsprogramm 2020 des Historischen Museums „Tüte um Tüte“, das zusammen mit dem Flussparadies Franken e.V. entstanden ist. Dr. Johanna Blume überraschte mit einem Gemälde von Pieter Brueghel aus dem 16. Jahrhundert in dem eine aus alten Buchseiten gerollte Tüte zu sehen ist. Der weltumspannende Siegeszug der Tüte als günstiges Werbemedium – zunächst aus Papier und ab 1950 zunehmend aus Plastik – begann dann Mitte des 20. Jahrhunderts. Mehr Selbstbedienungsläden und die Wirtschaftswunderzeit ließen die Tüten größer werden und ihre Anzahl in schwindelerregende Höhen ansteigen. Trotz mahnender Stimmen in den 70ern, als „Jute statt Plastik“ zum Slogan wurde, wurden noch im Jahr 2000 allein in Deutschland jährlich rund 7 Milliarden Plastiktüten verkauft und verschenkt. Im Jahr 2018 ist die Zahl dann bereits auf zwei Milliarden gesunken.

Danach stellte sich Oberbürgermeister Andreas Starke den Fragen des Moderators Marcus Appel und vor allem der Bürgerinnen und Bürger. Im eigenen Haushalt sehe er jede Menge offene Baustellen, gab Starke zu. Die Bürgerinnen forderten vor allem eine Evaluierung der Ziele und der Ergebnisse. Themen wie Nachhaltigkeit, Mehrwegwindeln, Müllvermeidung und allgemeines Umdenken müssten im Kopf des Verbrauchers ankommen und ein Bewusstsein für den Klimaschutz geschaffen werden. Inspirierende Ansätze bot die Buchautorin Nadine Schubert. Seit 2013 bloggt sie über ihr Leben ohne Plastik (https://www.besser-leben-ohne-plastik.de/der-blog/). Ihr Credo: „Die Leute denken immer kompliziert, man muss einfach anfangen.“ In Bamberg gebe es schon heute den Unverpackt-Laden, einen Seifenladen und täglich einen Wochenmarkt. „Man muss sein Geld denen geben, die es besser machen,“ so Schubert. Zum Abschluss hatten alle Bürgerinnen und Bürger noch die Möglichkeit zu vier Themenfeldern ihre Ideen einzubringen: Plastikvermeidung im privaten und im öffentlichen Raum, Information und Sensibilisierung und Wiederverwertung. Weit über 100 Ideen wurden gesammelt und nun im Umweltamt gesichtet, sortiert und dann zur Umsetzung vorgeschlagen bzw. umgesetzt. Fünf Projekte stechen dabei heraus: So sollen an allen Bamberger Schulen Trinkwasserbrunnen installiert werden, es soll öffentliche Workshops zur Plastikvermeidung geben, einen Aktionstag auf dem Maxplatz mit Initiativen und Betrieben, die Akzeptanz von Mehrwegbehältern in Geschäften so gestärkt werden und sogenannte „Boomerang Bag“ Stationen in Bamberg fest etabliert werden. Dahinter verbergen sich Leihstationen für Mehrwegtaschen. Ein erstes Pilotprojekt ist bei den Rewe-Filialen in der Würzburger Straße und in der Lange Straße zu finden. Zudem soll es im Rathausjournal eine Serie geben, worin Tipps zur Vermeidung von Plastikmüll gegeben werden.