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ALLRIS - Auszug

19.03.2015 - 10 Rehabilitation der Opfer der "Hexenprozesse" im...

Beschluss:
geändert beschlossen
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Vortrag:             

Herr Gehringer

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Beschluss

A)              Kultursenat

 

              Der Kultursenat empfiehlt der Vollsitzung wie folgt zu beschließen:

 

  1. Die Vollsitzung nimmt vom Bericht der Verwaltung Kenntnis.

 

  1. Dem Text des Arbeitskreises „Hexenverfolgung im Hochstift Bamberg“ für die Tafel am Denkmal („Brandmal“, 2015) wird zugestimmt.

 

  1. Dem Entwurf der Verwaltung für einen ergänzenden, über einer QR-Code vor Ort lesbaren Text „Hexenverfolgungen im Hochstift Bamberg“ wird wie folgt zugestimmt:

 

Hexenverfolgungen im Hochstift Bamberg“

 

Im 17. Jahrhundert war der Staat der Bischöfe von Bamberg (Hochstift Bamberg), Schau­platz eines der dunkelsten Kapitel europäischer Geschichte. Schon unter Fürstbischof Johann Gottfried I. von Aschhausen (1575-1622), verstärkt dann aber unter Fürstbischof Johann Georg II. Fuchs Freiherr von Dornheim (1586-1633) sowie seinem Weihbischof und Generalvikar Friedrich Förner (1570-1630), fand eine der grausamsten „Hexenverfolgungen“ Europas statt. In drei Prozesswellen wurden zwischen 1612 und 1630/31 bis zu 1.000 Frauen, Männer und Kinder der Hexerei bezichtigt, grausam gefoltert und hingerichtet.

Die Vorgänge im Hochstift Bamberg sind Teil mehrerer Verfolgungswellen. In zahlreichen Regionen des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation und anderen europäischen Ländern fanden vom 15. bis 18. Jahrhundert „Hexenverfolgungen“ statt, denen nach Sctzungen bis zu 60.000 Menschen, davon ca. 25.000 in den Territorien des Reiches zum Opfer fielen und hier wiederum bis zu 1.000 allein im Hochstift Bamberg.[1]

Zunächst fanden die Hinrichtungen in dem zum Hochstift gehörenden, bambergischen Ort Zeil am Main statt. Der Bau des Malefizhauses oder Trudenhauses als Hexengefängnis im Jahr 1627 (heute: Franz-Ludwig-Straße / Promenade, 1635 bereits wieder abgetragen) führte dann auch zu Hinrichtungen in der Residenzstadt Bamberg. Nach dem Tod Friedrich Förners (1630) als einer der zentralen Figuren dieser Zeit und der Besetzung des Hochstifts durch schwedische Truppen im Laufe des 30-jährigen Krieges (1632) fanden diese unrechtmäßigen Verfolgungen ein rasches Ende. Dazu trug das Eingreifen des Reichshofrats, des obersten kaiserlichen Gerichts in Wien, ebenso bei wie Initiativen der päpstlichen Kurie.

In den Jahren 2012 und 2013 führten zahlreiche Vorträge, Führungen und Ausstellungen zu einer Sensibilisierung der Öffentlichkeit für dieses Thema. Neben dem künstlerisch gestalteten Mahnmal („Brandmal 2015“) bei Schloss Geyerswörth wurden zwei Publikationen erarbeitet, die die Ergebnisse der bisherigen Forschung zusammenfassen und den Ansatzpunkt für die weitere wissenschaftliche Beschäftigung mit dieser Thematik im Rahmen der Stadtgeschichte Bambergs darstellen:

 

 

Stadt Bamberg, Siebenhaar, Ulrike (Hgg.):

Hexenprozesse und Hexenverfolgung" im Hochstift Bamberg. Eine vorläufige Bilanz.

[... Themenwochen „Die Hexenprozesse im Hochstift Bamberg - eine vorläufige Bilanz“ vom 8. bis 23. Oktober 2012; Originaldokumente der Bamberger Hexenprozesse zeigte die Ausstellung „Zeugen eines Massenmordes“ der Staatsbibliothek Bamberg bis zum 21. Dezember 2012]. Bamberg 2013.

Hasselbeck, Johannes; Zink, Robert (Hgg.):

So wirdt die gantze Burgerschafft verbrendt ... Der Brief des Bamberger Bürgermeisters Johannes Junius aus dem Hexengefängnis 1628. Bamberg 2013 (=Veröffentlichungen des Stadtarchivs Bamberg. 15).

 

 

  1. Dem Entwurf des vorgeschlagenen Textes zur Verdeutlichung der moralischen Verpflichtung der Stadt Bamberg wird wie folgt zugestimmt:

 

Der Bamberger Stadtrat legt namens der Bürgerinnen und Bürger ein eindeutiges Bekenntnis zur Unschuld der Opfer des Hexenwahns ab. Mit der grausamen „Hexenverfolgung“ wurde auf ihrem Höhepunkt im 17. Jahrhundert eines der dunkelsten Kapitel in der Geschichte des Hochstifts Bamberg geschrieben. Nach den erhaltenen gut 800 Verhörprotokollen wurden bis zu 1.000 unschuldige Frauen, Männer und Kinder der Hexerei angeklagt, verhört, gefoltert und ermordet. Die Hinrichtungen wurden zunächst in Zeil, einer Exklave des geistlichen Fürstentums Bamberg, durchgeführt. 1627 wurde dann in Bamberg mit dem Malefizhaus ein eigenes Gebäude als Folterstätte und Hexengefängnis errichtet, das 1635 wieder abgetragen wurde.

Seit 180 Jahren sind diese grausamen Vorgänge Gegenstand der historischen Forschung und in der Erinnerung der Menschen. Die Geschichte der „Hexenverfolgungen“ zu erforschen und darzustellen, sie auch künftig im Bewusstsein der Menschen wachzuhalten, um Ausgrenzung, Entwürdigung und Fanatismus künftig zu vermeiden, ist eine Aufgabe, ja eine Verpflichtung unserer Zeit.

 

 

  1. Der Antrag der FW-Stadtratsfraktion vom 10.11.2014 ist damit geschäftsordnungsmäßig behandelt.

 

B)              Vollsitzung

             

Die Empfehlung des Kultursenates vom 19.03.2015 wird zum Beschluss erhoben.

 

 


[1] 

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Abstimmungsergebnis:

 

Einstimmig             

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Anlagen zur Vorlage