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ALLRIS - Vorlage

Berichtsvorlage - VO/2013/0252-15

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Beratungsfolge

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I.              Sitzungsvortrag:

 

1.              Ausgangssituation:

 

Am 05.06.2013 übergab Herr Prof. Carsten Jonas Herrn Oberbürgermeister einen offenen Brief zur Durchführung einer Bamberger (Internationalen) Bauausstellung (ANLAGE 1).

 

Mit Schreiben vom 25.02.2013 beantragte die GAL – Stadtratsfraktion einen Sachstandsbericht zur möglichen Veranstaltung einer IBA auf dem Bamberger Konversionsgelände (ANLAGE 2)

 

 

2.              Der Sachstand stellt sich aktuell wie folgt dar:

 

2.1              IBA – Allgemein:

 

Seit über 100 Jahren gibt es Internationale Bauausstellungen in Deutschland.

Eine IBA ist ein „Label“ für ein international einzigartiges Instrument erfolgreicher Planungs-, Stadt- und Regionalpolitik – ohne festen Kalender. Es gibt keine festen Regeln oder normierte Qualitätskriterien zur Durchführung. Bislang gab es keine feste Konvention darüber, was eine IBA ausmacht, was ihre Themen und Organisationsformen sein sollten. Was zeichnet also eine IBA aus? Dazu wurden im Jahr 2009 zehn Empfehlungen zur Durchführung veröffentlicht:

 

1.              Jede IBA hat aus lokalen und regionalen Problemlagen jeweils drängende Aufgaben auf Bereiche der Architektur und Stadtplanung zentriert. Eine IBA zeichnet aus, dass sie Zukunftsfragen gesellschaftlichen Wandels auf solche Aspekte fokussiert, die räumliche Entwicklungen anstoßen und durch Gestaltung von Räumen beeinflusst werden können.

 

2.              Eine IBA ist mehr als eine Architekturausstellung. Sie stellt gesellschaftliche Entwürfe zur Diskussion und gibt Antworten auf soziale Probleme nicht nur in der Gestaltung von Gebäuden, sondern auch in neuen Formen der Aneignung städtischer Räume und macht diese sichtbar. Im Erleben einprägsamer Orte sind die Botschaften einer IBA präsent.

 

3.              Eine IBA entsteht aus konkreten Herausforderungen der Stadtgesellschaft, aus jeweils aktuellem Problemdruck: Zentrale Themen einer IBA müssen aus Anlass und Ort herausgearbeitet werden. Jede IBA hat ihre Vorgeschichte durch lokal und regional begrenzte Initiativen und Ereignisse, die als Impulse für weitergehende Programme wirkten. Zur Definition der Themen sind vorbereitende Diskurse und vorgeschaltete Werkstätten wichtig.

 

4.              Eine IBA folgt dem Anspruch, modellhafte Lösungen für aktuelle Probleme in baukultureller, ökonomischer, ökologischer und sozialer Hinsicht zu entwickeln. Durch ihren programmatischen Anspruch gelingt es, diese im internationalen Maßstab aufzuzeigen, zur Diskussion zu stellen und dadurch nachhaltig Fragen des Städtebaus und der gesellschaftlichen Entwicklung insgesamt anzuregen.

 

5.              Jede IBA lebt zunächst von ihren gebauten Ergebnissen. Mit einer IBA wird die Aufmerksamkeit jedoch nicht allein auf das Gebäude, sondern auch auf die Wahrnehmung der Entstehungsbedingungen und der Qualität von Prozessen gelenkt. Jede IBA steht dafür, über die Qualifizierung von Verfahren zu einer neuen Planungs- und Baukultur zu gelangen, die als Zusammenspiel von Prozess- und Ergebnisqualität erkennbar wird.

 

6.              Eine IBA muss von Anbeginn in der internationalen Dimension angelegt sein. International wird eine Bauausstellung durch herausragende Beiträge aus dem Ausland, durch die in den Projekten angelegte internationale Relevanz und durch eine international ausgerichtete Öffentlichkeitsarbeit.

 

7.              Eine IBA wird durch Konzentration der intellektuellen, künstlerischen und finanziellen Kräfte auf einen überschaubaren Zeitraum möglich, als ein Ausnahmezustand auf Zeit. Sie ist ein Entwicklungslabor, in dem durch intensive Kooperation zwischen Experten und Betroffenen sowie durch deren Erfahrungen und Erfolge Projekte andernorts ermutigt werden können.

 

8.              Eine IBA verlangt Mut zum Risiko. Sie ist ein Experiment mit offenem Ausgang und generiert neue Ideen unter anderem durch Provokation, der auch Widerspruch erzeugen kann. Kontroversen sind ein wesentliches Element der Planungskultur. Dies muss allen Akteuren Verbündeten und vor allem der Öffentlichkeit von Anbeginn bewusst gemacht werden, um Freiräume jenseits der Alltagspraxis eröffnen und ein breites Interesse an den Projekten wecken zu können.

 

9.              Jede IBA braucht angemessene Organisationsformen, um zu exemplarischen und generalisierbaren Lösungen mit hoher Ausstrahlungskraft zu kommen. Nicht die bereits etablierten Verfahren und bewährten Handlungsmuster sind gefragt, sondern Fantasie in Programm, Gestaltung und Organisation sowie die Kunst der Improvisation und schnellen Reaktion auf Unvorhersehbares.

 

10.              Jede IBA lebt von ihrer Verbreitung. Zeitgemäße Strategien der Präsentation und der Kommunikation sind Voraussetzungen ihres Erfolges. Eine IBA ist darauf angewiesen, die jeweils neuesten, wirksamsten Kommunikationsformen, -formate und –wege zu nutzen und weiter zu entwickeln.

 

Jede IBA stellt also einen neuen Ansatz für lokale, aktuelle Herausforderungen dar. Die Durchführung erfordert daher in jedem Einzelfall ein deutlich über das „normale Maߓ hinausragendes Engagement und herausgehobene Innovationskraft; im Bamberger Kontext bislang nur mit der Landesgartenschau 2012 vergleichbar. Dabei muss sich eine IBA immer wieder neu erfinden, muss immer attraktiv aktualisiert werden. Hervorgegangen aus jeweils spezifischen örtlichen Handlungserfordernissen, aus besonderen Konstellationen lokaler Akteure und ausgeprägten, die üblichen Standards überragenden, Qualitätsansprüchen haben internationale Bauausstellungen einen programmatischen Charakter. Dabei sollte der Anlass für eine IBA ein konkreter Ort sowie konkrete Probleme oder Themen sein. Es sollte die Überzeugung vorherrschen, dass man mit herkömmlichen Mitteln nicht weiterkommt bzw. die eigentlichen Zielsetzungen der Stadtentwicklung nicht erreichen kann.

 

2.2              IBA aus Anlass einer Flächenkonversion:

 

Die Herausforderungen einer Konversion mit der Notwendigkeit einer nachhaltigen, zukunftsgerichteten, städtebaulich anspruchsvollen Entwicklung bislang militärisch genutzter Flächen, können daher grundsätzlich Anlass sein, über die Durchführung einer IBA zur Steuerung und Unterstützung dieses Prozesses nachzudenken.

 

Beispielsweise bildete die IBA Emscher Park 1999 den Auftakt einer Reihe „lernender Bauausstellungen“, bei denen nicht mehr die Realisierung einzelner Großprojekte im Mittelpunkt stand, sondern die Förderung und Begleitung eines Erneuerungsprozesses, der auf Innovation und Improvisation zielte.

Gab es in der Vergangenheit stets lange Pausen, so folgte nach Berlin 1987 die IBA Emscher Park erst im Jahr 1999, überschneiden sich heute die Ausstellungen und IBA Diskussionen. In Basel wird erstmals eine trinationale IBA für das Jahr 2020 geplant, in Heidelberg wurde eine IBA 2022 zur Wissenschaftsregion Rhein-Neckar beschlossen und in Frankfurt die IBA Rhein-Main diskutiert. In Hamburg findet aktuell die diesjährige IBA 2013 zusammen mit der internationalen Gartenschau IGS im Stadtteil Wilhelmsburg statt. Der dortige Schwerpunkt ist stadtentwicklungsbedingt und soziopolitisch verantwortet - aufgrund des hohen Anteils von Bevölkerung mit Migrationshintergrund – als „Sprung über die Elbe“ betitelt.

 

Während Skeptiker eine Inflation des Begriffes und damit den Bedeutungsverlust dieses besonderen Merkmals und Instruments deutscher Planungskultur befürchten, sehen der überwiegende Teil der Fachöffentlichkeit und Politik darin eine stadtgesellschaftliche Entwicklungsperspektive und Chance zur Generierung zukunftsweisender Projekte aus den Breichen Bau, Kultur, Bildung oder Ökologie und Ökonomie.

 

2.3              IBA - Konkret:

 

Die Durchführung einer IBA ist eine Entscheidung von großer Strahlkraft, aber natürlich auch von überragender Relevanz insbesondere für die Ressourcen Finanzen und Personal. Daher muss eine solche Entscheidung besonders sorgfältig diskutiert und vorbereitet werden. In die Vorbereitung einer Entscheidungsfindung sollte dabei insbesondere externer Sachverstand eingebunden sowie eine geeignete Diskussionsplattform definiert werden.

 

Konkret wird aktuell im Planungsstab der Bamberger Konversionen / Amt 15 ein eigenes Fachforum am 10. September 2013 zum Thema „Planungskultur“ vorbereitet. Das Fachforum ist Teil des am 05.06.2013 gestarteten Bürgerbeteiligungsprozesses. Ziel dieses Fachforums ist es, ergänzt durch die lokalen Impulsgeber der IBA-Idee (artikuliert durch Herrn Prof. C. Jonas), die derzeit bei Bund, Ministerien und Verbänden geführten Diskussion über Stand und künftige Ausrichtung des Themas „IBA“ unter Mitwirkung der dort beratenden Akteure kennen zu lernen und Schlüsse für eine mögliche „Bamberger IBA“ zu ziehen.

 

Hintergrund ist, dass auf bundespolitischer Ebene aktuell darüber beraten wird, eine „neue Generation“ von IBA´s zu erzeugen und zu fördern. Diese sollen nationaler im Kontext, lokal begrenzter und inhaltlich tiefer verortet sein, ohne dabei die Suche nach den zukunftsweisenden Wegen zu vernachlässigen – ein potentielles Instrument also auch für Städte mit weniger als 100.000 Einwohnern.

Aktuell wird an einem „Positionspapier“ beim Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung zu dieser Neuregelung gearbeitet.

 

Die Grundidee der Bamberger Impulsgeber (vgl. Anlage 1) basiert auf dem konsequenten Einfordern von Qualität für die zukünftige innovative Weiterentwicklung der Stadt auf der Basis der aus der Vergangenheit gespeisten Bauqualität des Welterbes. Dies entspricht durchaus bisherigen Qualitätskriterien und Qualitätsansprüchen bereits erfolgreich gelaufener IBA-Veranstaltungen, deckt aber bei weitem nicht alle Untersuchungsräume und aktuellen stadtgesellschaftlichen Verantwortungen ab. Hierzu wäre erst noch ein individueller gesamtstädtischer Prozess in Gang zu bringen.

 

Die Verwaltung möchte diesen ersten Entwurf einer Aufgabenstellung in das „Fachforum Planungskultur“ zur Begutachtung einbringen, um vertiefte Erkenntnisse bzgl. einer zukunftsweisenden Themenstellung zu gewinnen. Fachleute, Kuratoriumsmitglieder und Macher bestehender IBA´s werden eingeladen, mit und für Bamberg zu diskutieren.

Angefragt sind: Prof. Dr. Engelbert Lüdtke Daldrup, Ulrich Hatzfeld, Uli Hellweg (IBA Hamburg) und Prof. Kunibert Wachten (Mitglied im Kuratorium IBA Hamburg).

 

Konkret soll ein eigenständiger Prüf- und Fragenkatalog für die – mögliche - Ausrichtung und Bewertung einer Bamberger IBA entwickelt werden. Dieser Katalog soll Grundlage einer vertieften Auseinandersetzung mit Fragen der Organisationsstruktur, Personal und Kosten (hier liegen bereits erste Erkenntnisse zur IBA Heidelberg 2022 vor) für Politik und Verwaltung sein. Neben der generellen Betrachtung werden auch die Themen Laufzeit und Verbindlichkeit sowie gesamtstädtische Zukunftsplanung und Lösung der Aufgaben aus den Konversionsflächen zu behandeln sein.

 

Unterstützung – auch finanzielle - erfahren solche internationalen Bauausstellungen in der Regel durch das Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung und die jeweiligen Länder. Durch die Abgleichung möglicher Forschungsziele mit EU-relevanten Themenstellung können weitere Fördergeber generiert werden. Die Privatwirtschaft ergänzt in einzelnen Bereichen den Förderhorizont geeigneter Projekte.

 

 

3.              Fazit:

 

Angesichts der Komplexität in Vorbereitung und Durchführung einer IBA sowie der Notwendigkeit bei Durchführung erhebliche Ressourcen zur Verfügung stellen zu müssen kann mit diesem Sitzungsvortrag selbstverständlich lediglich ein erster Eindruck und Überblick über die komplexe und prozesshafte Idee einer Internationalen Bauausstellung vermittelt werden.

 

Nach Auffassung der Verwaltung könnte eine IBA speziell mit Bezug auf die Bamberger Konversionsflächen ein Anker für eine qualitätsvolle Flächenentwicklung aber auch für die Eröffnung einer entsprechenden – und bei Durchführung zwingend erforderlicher - Förderkulisse sein. Unabdingbare Voraussetzung ist dabei aber, dass das Thema gebührend in der notwendigen Tiefe und hinterlegt mit den Erfahrungen beispielgebender Protagonisten aus der Praxis offen diskutiert wird. Wie geschildert, wird derzeit das Fachforum Planungskultur am 10.09.2013 vorbereitet mit dem Ziel einer Diskussion auf Expertenebene, hinterlegt mit einer möglichst breiten öffentlichen Beteiligung. Im Anschluss an die Diskussion im Fachforum soll die Thematik durch die Verwaltung aufgearbeitet und anschließend wieder in den Konversionssenat zur Beratung und Entscheidung über die weitere Vorgehensweise eingebracht werden.

 

 

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II. Beschlussvorschlag

II.              Beschlussvorschlag:

 

1.              Der Konversionssenat nimmt den Sitzungsvotrag zur Kenntnis.

 

2.              Der Konversionssenat stimmt der vorgeschlagenen Vorgehensweise zu und beauftragt die Verwaltung alle relevanten Informationen einzuholen mit dem Ziel dem Senat eine Entscheidungsgrundlage für das weitere Vorgehen vorzulegen.

 

3.              Der Antrag der GAL Stadtratsfraktion vom 25. Februar 2013 ist damit geschäftordnungsgemäß behandelt.

 

 

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III. Finanzielle Auswirkungen:

 

Der unter II. empfohlene Beschlussantrag verursacht

 

X

1.

keine Kosten

 

2.

Kosten in Höhe von  für die Deckung im laufenden Haushaltsjahr bzw. im geltenden Finanzplan  gegeben ist

 

3.

Kosten in Höhe von  für die keine Deckung im Haushalt gegeben ist. Im Rahmen der vom Antrag stellenden Amt/Referat zu bewirtschaftenden Mittel wird folgender Deckungsvorschlag gemacht:

 

4.

Kosten in künftigen Haushaltsjahren:  Personalkosten:  Sachkosten:

 

Falls Alternative 3. und/oder 4. vorliegt:

 

In das Finanzreferat zur Stellungnahme.

 

Stellungnahme des Finanzreferates:

 

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Anlagen

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