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Inhalt
ALLRIS - Vorlage

Beschlussvorlage - VO/2013/0266-46

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Beratungsfolge

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I.              Sitzungsvortrag:

 

Themenkomplex „Hexenprozesse im Hochstift Bamberg“

 

Im 17. Jahrhundert war das Hochstift Bamberg schauriger Tatort eines der dunkelsten Kapitel europäischer Geschichte. Unter Fürstbischof Fuchs von Dornheim fand eine der grausamsten „Hexenverfolgungen" in ganz Europa statt.

 

In drei Prozesswellen wurden in Bamberg zwischen 1612 und 1630/31 etwa 1000 Frauen, Männer und Kinder als Hexen angeklagt und grausam gefoltert und hingerichtet. Doch kein Gebäude, kein historischer Ort zeugt heute von diesen Verbrechen.

 

In zahlreichen europäischen Ländern fanden vom 15. bis 18. Jahrhundert Hexenverfolgungen statt, denen geschätzt 42.000 Menschen zum Opfer fielen, davon etwa 25.000 allein in den Territorien des deutschen Reiches. Höhepunkt der Verfolgungen war die Zeit zwischen 1570 und 1670. Rund 1000 Opfer sichern Bamberg einen traurigen Spitzenplatz. Die Mehrzahl der Hinrichtungen fand zunächst in der bambergischen Exklave Zeil statt, erst die Errichtung eines Hexengefängnisses (Malefizhaus oder Trudenhaus) in Bamberg, im Jahr 1627, führte auch zu Hinrichtungen in der damaligen Residenzstadt. Mit dem Tod des als “graue Eminenz” wirkenden Weihbischofs Friedrich Förner im Jahr 1630 und der Besetzung des Hochstifts durch die Schweden 1632 fanden die Hexenverfolgungen im Hochstift Bamberg rasch ihr Ende. Das Thema “Hexenverfolgungen” wird auch in der geplanten mehrbändigen Stadtgeschichte eine wichtige Rolle spielen. Das Hochstift Bamberg hat bei Forschungen zur Geschichte des Hexenwesens schon früh das Interesse der Wissenschaft und der Öffentlichkeit gefunden, nachdem die gute Quellenlage - ca. 800 Verhörprotokolle - schon im 19. Jahrhundert erforscht worden war.

 

 

Themenwochen 2012 „Hexenprozesse im Hochstift Bamberg“

 

Seit drei Jahren existiert eine Arbeitsgruppe, unter der Leitung des Bamberger Kulturreferats und des Leiters des Stadtarchivs Dr. Robert Zink zum Thema „Hexenprozesse und Hexenverfolgungen im Hochstift Bamberg“. Mitglieder sind der Bezirksheimatpfleger Prof. Günter Dippold, Domkapitular Dr. Norbert Jung, der Leiter der Staatsbibliothek Prof. Werner Taegert, sowie Vertreter Bamberger Bürgervereine, Historiker und die Stadtheimatpflege. 

 

Diese Arbeitsgruppe, unter Federführung der Stadt Bamberg bzw. des Stadtarchivs, organisierte vom 8. bis 23. Oktober 2012 im Rahmen der Themenwochen 2012  “Die Hexenprozesse im Hochstift Bamberg – Eine vorläufige Bilanz” eine Fülle von Vorträgen, Lesungen, Seminaren und Stadtführungen rund um das Thema. In der Staatsbibliothek waren bis 24. November 2012 unter dem Titel „Zeugen eines Massenmordes“, Originaldokumente der Bamberger Hexenprozesse zu sehen.

 

Im Rahmen der Themenwochen beleuchteten Prof. Dr. Ulrich Knefelkamp sowie der Leiter des Stadtarchivs Dr. Robert Zink und Johannes Hasselbeck in Ihren Vorträgen das Martyrium der Opfer, wie das des damaligen Bürgermeisters Johannes Junius oder der Kanzlerfamilie Haan. Psychologisch betrachtete das Thema Prof. Dr. Jörg Wolstein und aus theologischer Perspektive Domkapitular Dr. Norbert Jung. Einen spannenden Vergleich zog Prof. Mark Häberlein zwischen Bamberg und den „Hexenverfolgungen“ in Salem (USA). Dr. Kai Lehmann ergänzte die Thematik um einen Vortrag zu „Hexenverfolgungen“ in rein protestantischen Gebieten.

 

Wissenschaft „light“ gab es bei den verschiedenen Führungen des Tourismus- und Kongressservice wie „Von Truden und dem Hexenbrenner“, „Irrung, Wirrung, Wahn – Hexenprozesse und Scheiterhaufen“ oder „Feuertod und Hexenhammer“. Sie führen zu historisch belegten Punkten in Bamberg sowie in die historische Ratsstube in der Alten Hofhaltung, in der im 17. Jahrhundert die Sitzungen der Hexenkommission stattfanden sowie manch „gütliche Befragung“ im Rahmen der „Hexenprozesse“. Die Bilanz des TKS bzw. des Vereins „Geschichte für Alle“, die die Führungen realisiert haben, fällt ebenfalls sehr positiv aus.

 

Die Resonanz auf die Themenwochen war im positiven Sinn überwältigend. In rund 30 Veranstaltungen wurde diese düstere Zeit von allen Seiten beleuchtet, analysiert und erklärt. Bereits der Zuspruch für den der Eröffnungsvortrag in der Volkshochschule von Bezirksheimatpfleger Prof. Günter Dippold sprengte jeden Rahmen. Insgesamt besuchten rund 3000 Menschen die Veranstaltungen der Themenwochen.

 

Bilanz

 

Im Rahmen der Themenwochen wurden 6 Vorträge, 3 Lesungen, 1 Seminar, 1 Ausstellung und 13 Führungen (Geschichte für Alle, TKS, VHS) geplant; aufgrund der hohen Nachfrage mussten vier Vorträge wiederholt sowie eine Führung zusätzlich angeboten werden. Insgesamt kann von einem großen Interesse ausgegangen werden, das sich neben den Besucherzahlen vor allem auch in den zahlreichen Fragen im Anschluss an die Vorträge und innerhalb der Führungen zeigte.

Im Ergebnis lässt sich feststellen, dass die Themenwochen das Ziel, seriöse Informationen zu liefern und neuere Forschungserkenntnisse zu bieten, ebenso aber auch Forschungsdefizite deutlich zu machen, in vollem Umfang erreicht wurde und darin auf großes Interesse in der Bevölkerung stieß. Der “Arbeitskreis Hexen-Prozesse” wird sich weiterhin der Thematik annehmen und entsprechende Vorschläge zum weiteren Vorgehen erarbeiten.

Aufgrund mehrfacher Nachfragen wird es eine Dokumentation der Themenwochen als Buch geben. Die Federführung dafür hat die Pressestelle übernommen. Als Erscheinungsdatum ist Herbst 2013 geplant, genau ein Jahr nach den Themenwochen. Darin zu finden sind die meisten Vorträge der Themenwochen sowie ein Ausschnitt der literarischen Bearbeitung des Themas.

Dr. Robert Zink und Johannes Hasselbeck haben zu Johannes Junius eine selbständige Veröffentlichung mit wissenschaftlicher Edition des Briefes von 1628 verfasst. Sie soll ebenfalls spätestens im Herbst erscheinen.

 

Während der Themenwochen hat auch der Bürgerverein Bamberg-Mitte seine Absicht öffentlich bekannt gemacht, ein künstlerisch gestaltetes Mahnmal für die Opfer errichten zu wollen; als Ort der Aufstellung ist dabei die Rückseite von Schloss Geyerswörth als der damaligen Residenz der Fürstbischöfe vorgesehen. Die Stadt Bamberg unterstützt den Bürgerverein bei der Realisierung und der Aufstellung des Denkmals tatkräftig.

Die Stadt Bamberg würde die zusätzliche Aufstellung einer Gedenkplatte begrüßen mit einem geeigneten Text zur Erinnerung an das begangene Unrecht. Dieser Text soll bei der Aufstellung des Mahnmals öffentlich verlesen werden.

Eine sozialethische, moralische Rehabilitation kann nur von der damals verantwortlichen Stelle ausgesprochen werden. Es handelt sich dabei um die hochstiftisch-bambergische Justiz, deren Rechtsnachfolger der Freistaat Bayern ist.  Zudem sieht der Beschlussvorschlag im Antrag der Freien Wähler vom 15.03.2012 als Geltungsbereich nur die "im Bereich der Stadt Bamberg hingerichteten Opfer" vor. Demnach wären die Bamberger Opfer, die in Zeil hingerichtet wurden, ausgeschlossen.

 

Der Stadtrat Bamberg kann allenfalls ein "Gedenken" und eine "Mahnung" aussprechen, jedoch keine Rehabiliation vornehmen, die nach allgemeinem Sprachgebrauch immer einen juristischen Hintergrund hat.

 

 

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II. Beschlussvorschlag

II.              Beschlussvorschlag

 

1.      Der gemeinsame Antrag der Stadträtin Sabine Sauer und des FW-Stadtrates Dieter Weinsheimer vom 06. Februar 2013 auf eine sozialethische Rehabilitation der Opfer der sogenannten Hexenprozesse wird wegen der fehlenden juristischen Zuständigkeit der Stadt Bamberg abgelehnt.

 

2.      Um die moralische Verpflichtung der Stadt Bamberg deutlich zu machen, wird ein geeigneter Text für eine Gedenktafel erstellt und dem Stadtrat zur Entscheidung vorgelegt.

 

3.      Der Text soll bei der Aufstellung des Mahnmals des Bürgervereins Bamberg-Mitte vor Ort öffentlich verlesen werden.

 

4.      Die Verwaltung wird weiterhin beauftragt in geeigneter Form die Öffentlichkeit über das Thema der „Hexenprozesse“ im Hochstift Bamberg zu informieren.

 

5.      Hiermit ist der gemeinsame Antrag der Stadträtin Sabine Sauer und des FW-Stadtrats Dieter Weinsheimer vom 06. Februar 2013 geschäftsordnungsmäßig erledigt.

 

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III. Finanzielle Auswirkungen:

 

Der unter II. empfohlene Beschlussantrag verursacht

 

X

1.

keine Kosten

 

2.

Kosten in Höhe von  für die Deckung im laufenden Haushaltsjahr bzw. im geltenden Finanzplan  gegeben ist

 

3.

Kosten in Höhe von  für die keine Deckung im Haushalt gegeben ist. Im Rahmen der vom Antrag stellenden Amt/Referat zu bewirtschaftenden Mittel wird folgender Deckungsvorschlag gemacht:

 

4.

Kosten in künftigen Haushaltsjahren:  Personalkosten:  Sachkosten:

 

Falls Alternative 3. und/oder 4. vorliegt:

 

In das Finanzreferat zur Stellungnahme.

 

Stellungnahme des Finanzreferates:

 

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Anlagen

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