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ALLRIS - Vorlage

Berichtsvorlage - VO/2013/0605-15

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Beratungsfolge

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I.              Sitzungsvortrag:

 

Im Zuge der Diskussion um die zukünftige Nutzung der US-Warner-Barracks in Bamberg Ost nach dem Abzug der Amerikaner wurde der grundsätzliche Wunsch nach einer nachhaltigen, qualitätsvollen Planung laut. Auf Initiative von Prof. Carsten Jonas wurde insbesondere das mögliche Potential einer Internationalen Bauausstellung (IBA) diskutiert. Das Amt für Strategische Entwicklung und Konversionsmanagement hat diesen Ansatz aufgegriffen und im Rahmen der Bürgerbeteiligung das öffentliche Fachforum Planungskultur zur Information über das Planungsformat IBA und zur Diskussion genutzt, ob dieses komplexe Planungsformat oder auch nur einzelne, geeignete Bausteine dieses Planungsformats für den Konversionsprozess oder einen gesamtstädtischen Prozess in Bamberg zu übernehmen sind.

 

Die Fachforen sind grundsätzlich so aufgebaut, dass ein Moderator, mehrere Impulsgeber bzw. Referenten und ein innerer Expertenkreis ein oder mehrere Themengebiete diskutieren. Die Veranstaltungen sind öffentlich zugänglich. Zuhörer/innen können jederzeit ihre Fragen an den Expertenkreis richten, spezielle publikumsbezogene Fragestellungen aus dem Expertengremium werden nach Außen gegeben.

 

Zur Einführung erinnerte Moderator Prof. Kunibert Wachten an das 2009/2010 erarbeitete Stadtentwicklungskonzept (SEK) für Bamberg. Der Abzug der US-Amerikaner Ende 2014 erfordere es, das SEK fortzuschreiben. Bereits im SEK werde das wesentliche Potenzial für die weitere Stadtentwicklung im Osten Bambergs identifiziert. Dies werde nun gesteigert durch den Zuwachs der Konversionsflächen. Es sei das Ziel aller Akteure, bei der Räumung der Flächen durch die Amerikaner konzeptionell auf die Situation vorbereitet zu sein.

 

Herr Prof. Wachten erläuterte kurz die Geschichte der Internationalen Bauausstellungen seit ihrer ersten Veranstaltung in Darmstadt 1901 ( s.a. Anlage 1 ). Eine IBA stelle generell ein außergewöhnliches Instrument der Planungskultur dar. Internationale Bauausstellungen lösten modellhaft ein besonderes Problem, sie geben immer Impulse für die Bau- und Planungskultur. Im Laufe der Zeit entwickelten sich daraus immer komplexere Strukturprogramme für die besondere Aufgabe der Stadtentwicklung. Kennzeichen ihrer Arbeitsweise sei es, dass sie unter „Sonderkonditionen“ arbeiteten, man spreche dabei auch vom „befristeten Ausnahmezustand“. Der Zwang zur öffentlichen Präsentation ( Ausstellungsjahr ) am Ende der Laufzeit sei immer ein Motor für hohe Qualität.

 

In neuerer Zeit sei ein Trend hin zu diesem Sonderformat der Stadtplanung erkennbar. Der Bund / Bauministerium diskutiere gerade ein niederschwelligeres Planungsformat, die sog. „Stadtausstellung Deutschland“. Hier würden je drei Orte eine besondere Themenstellung der Stadtplanung in ihrer jeweiligen Stadt bearbeiten; am Ende wird eine Kommune ausgewählt, die die Planungen – auch unter Zuführung etwaiger Fördermittel - umsetzt. Das Instrument könnte einen Mittelweg zwischen guter Stadtplanung und IBA bedeuten. Allerdings sind hierfür die laufenden Koalitionsverhandlungen abzuwarten.

 

IBA Hamburg 2013

 

In ihrem Impulsreferat stellte Gerti Theis, langjährige Projektkoordinatorin der IBA Hamburg, die Entstehung, das Konzept und die Ergebnisse der 2013 mit dem Präsentationsjahr abschließenden IBA Hamburg vor. Ihr Veranstaltungsgebiet war die Elbinsel Wilhelmsburg, seit Jahrzehnten eine städtebauliche und soziale Problemregion Hamburgs, der trotz verschiedener Versuche nicht mit herkömmlichen Planungsmitteln beizukommen war. Hier wurde von 2002 an eine Internationale Bauausstellung mit mehr als 60 Bauprojekten, Netzwerken und Initiativen organisiert. Drei Leitthemen gliederten die Projekte und Initiativen: 1. Metrozone – Neue Räume für die Stadt, 2. Stadt im Klimawandel – Neue Energien für die Stadt, 3. Kosmopolis – Neue Chancen für die Stadt. Zur Erreichung der geforderten IBA-Qualität, wurden für die unter diesen Themenbereichen entwickelt Einzelprojekte Exzellenzkriterien entwickelt. Die Referentin betonte, dass der Zeitraum zur Realisierung eigentlich zu kurz gewesen sei. Durch das Präsentationsjahr sei allerdings eine große Verpflichtung zum Erfolg entstanden, die letztendlich auch zu guten Ergebnissen geführt hätte. Insgesamt seien 90 Mio. EUR Fördergelder in die IBA geflossen, die jedoch über eine Milliarde EUR privates Engagement auslösten.

 

Durch verschiedene Beteiligungsformate wurde in der Bevölkerung Vertrauen geschaffen: Es wurden Bündnispartner und Multiplikatoren auf den verschiedensten Ebenen gesucht. So gab es etwa Jour Fixe zu unterschiedlichen Themenbereichen mit allen Beteiligten aus Verwaltung und Politik für eine schnelle Problemlösung. Darüber hinaus gab es die „IBA-Partner“, die eine sogenannte „IBA Konvention“ (eine Art Partnerschaftserklärung) unterzeichneten. Dieser Kreis wurde durch regelmäßige Treffen und Veranstaltungen aufwändig gepflegt.

 

IBA Thüringen 2023

 

Prof. Dr. Engelbert Lütke Daldrup, Geschäftsführer der IBA Thüringen, stellte in seinem Impulsreferat die Planungen für die derzeit auf 2023 terminierte IBA Thüringen vor. Diese soll das gesamte Bundesland umspannen. Vier Fragestellungen werden im Mittelpunkt stehen: 1. Demografischer Wandel, 2. Energetischer Wandel, 3. Soziokultureller Wandel, 4. Finanzielle Veränderungen.

 

Der Referent betonte, dass die IBA Thüringen ein Kabinettsbeschluss der Thüringer Landesregierung ist. Nach seiner Meinung könne es keine IBA ohne die Unterstützung des Landes geben. Das Bundesland finanziert die IBA Agentur Thüringen für die kommenden zehn Jahre (Personal-, Sachmittel; keine Projektmittel). Darüber hinaus wurde für IBA Projekte eine Förderpriorität im Landeshaushalt Thüringen vereinbart.

 

Lütke Daldrup gab zu bedenken, dass das Thema Konversion allein kein Leitthema für eine IBA sein könne. Im Zentrum einer IBA müsse eine zentrale Zukunftsfrage stehen. Er gab zu bedenken, dass man sich in Bamberg fragen müsse, ob modellhaft und prozess-experimentell gearbeitet werden soll oder eine Stadtentwicklung auf hohem Niveau mit speziellen, aber standardisierten Formaten gewünscht wird.

 

Darüber hinaus betonte Lütke Daldrup, dass eine IBA Unabhängigkeit von der Politik benötige: Bei einer IBA gebe die Politik ein Stück Macht an die IBA Agentur ab. Dennoch brauche die IBA aber auch den Rückhalt der Politik: Ein Scheitern von Teilprojekten oder gar der gesamten komplexen Aufgabenstellung muss auch gemeinsam ausgehalten werden.

 

Lütke Daldrup unterstrich noch einmal den Exzellenzanspruch einer Internationalen Bauausstellung: „Eine IBA müsse international Strahlkraft entwickeln. Sie sei eben tatsächlich ein „Ausnahmezustand auf Zeit“.

 

Modell für Bamberg?

 

In seinem Statement begründete Prof. Carsten Jonas seinen Aufruf zur Durchführung einer IBA in Bamberg. Die Stadt solle sich neben ihrer aus der Vergangenheit gespeisten Qualität als Teil des Weltkulturerbes auch in der Gegenwart als innovative und zukunftsgewandte Stadt präsentieren. Zentraler Gegenstand der Internationalen Bauausstellung solle die Konversionsfläche in Bamberg Ost werden. Die Veranstaltung einer IBA solle nicht nur Planung und Architektur auf hohem Niveau garantieren, sondern auch als eine Art „urbanistisches Laboratorium“ modellhafte Lösungen für Zukunftsfragen erarbeiten.

 

Sein Aufruf sei bei der Bamberger Bürgerschaft auf großes Interesse gestoßen. Im Folgenden versuchte Prof. Carsten Jonas aufgeworfene Gegenargumente zu entkräften: Bamberg sei keineswegs zu klein für eine IBA, da auch bei den bisherigen IBAs des Öfteren nur einzelne Stadtteile von Großstädten im Zentrum der IBA standen. Auch das Argument, dass eine IBA zu lang dauere, hielte er nicht für schlagend, da auch die herkömmliche Bebauungsplanung ihre Zeit benötige. Dass eine IBA Geld koste, sei allerdings selbstverständlich, doch jegliche Planung, die ja auf jeden Fall für die Konversionsflächen nötig sei, koste Geld. Eine Inflation von Internationalen Bauausstellungen, ebenfalls ein genanntes Gegenargument, könne Prof. Carsten Jonas bei bisher acht IBAs in über 100 Jahren nicht erkennen.

 

Für ihn stelle sich die Frage, ob man für die Konversionsflächen eine überdurchschnittliche Qualität der Stadtplanung oder durchschnittliches Bauen erreichen wolle. Er mahnte eindringlich, man solle die einzigartige Gelegenheit für Bamberg, das Weltkulturerbe mit einem hohen Gegenwartsanspruch zu verbinden, nicht verstreichen lassen.

 

Diskussion

 

In der folgenden, regen Diskussion wurde von Experten und Zuhörern das Für und Wider einer IBA in Bamberg erörtert. Einig war man sich bezüglich der besonderen Herausforderung der Aufgabe, die mit dem Abzug der US-Truppen und dem Freiwerden der Flächen in den nächsten Jahrzehnten auf die Stadt Bamberg zukommt. Dass die zukünftige Nutzung exzellent geplant werden muss und in einem bürgerschaftlichen Beteiligungsprozess erarbeitet werden solle, darin stimmten die Teilnehmer der Veranstaltung überein. Ob es hierfür allerdings auch das nicht nur inhaltlich sowie strukturell, aber auch finanziell außerordentliche Instrument einer Internationalen Bauausstellung braucht, wurde ebenso rege, wie kontrovers diskutiert.

 

Bamberg können mit der Landesgartenschau auch Erfahrungen im Umgang mit außergewöhnlichen Formaten vorweisen. Hier seinen außergewöhnlich gute Ergebnisse für die Stadtentwicklung erzielt worden. Darüber hinaus könne die IBA ein geeignetes Instrument sein, um nötige Finanz- und Fördermittel zu akquirieren. Dies sei zunächst weniger eine bauliche, denn eine politische Aufgabe in zwingender Kooperation mit dem Freistaat Bayern. Die IBA selbst sei nicht Ziel, sondern nur ein Instrument, das unter Umständen im Zeitablauf sinnvoll eingesetzt werden könne. Die Entscheidung hierfür müsse nicht jetzt fallen. Wichtig sei, dass man die Situation offen hält.

 

Fazit

 

Will man in Bamberg eine außergewöhnliche IBA oder eine gute Stadtplanung? – diese Frage wurde kontrovers diskutiert. In Hamburg gab es – anders als in Bamberg - im Vorlauf der Entscheidung für die IBA die politische Erkenntnis, dass den Problemen in Wilhelmsburg mit herkömmlichen Mitteln nicht mehr beizukommen war.

 

Hat Bamberg ebenfalls eine besondere Fragestellung, die die Veranstaltung einer IBA rechtfertigt?

 

Einig war man sich, dass die Beteiligung der Bürgerschaft am Konversionsprozess wichtig sei. Oberbürgermeister Starke betonte, dass möglichst viel getan werden müsse, um zu informieren und Vertrauen in die Entwicklung zu schaffen. Gerti Theis wies aber auch darauf hin, dass die Bürgerbeteiligung im Rahmen einer IBA manchmal ein Spagat ist. Man müsse darauf achten, dass die Spielregeln zu jeder Zeit transparent seien: Wo können Bürger mitentscheiden, wo beraten, wo werden sie informiert.

 

Im Ergebnis war man sich einig, dass eine zentrale Frage vertieft werden müsse:

Was ist der konkrete Inhalt des „Weltkulturerbes“? Und wie kann dessen hoher Qualitätsanspruch auf den neuen Stadtteil übertragen werden? Dann könne man fundiert entscheiden, ob die IBA als Instrument geeignet sei und ob die notwendigen Bündnispartner (Land/Bund) zu finden sind.

 

Es wurde vereinbart, dass in einem nächsten Schritt die Frage, welche Bedeutung die Konversion für Bamberg im Dialog mit dem Weltkulturerbe hat, von einem kleineren Expertengremium unter Führung des Amtes für Strategische Entwicklung und Konversionsmanagement als Grundlage für die weitere Diskussion ausgearbeitet werden soll. Aus dieser vertiefenden Bearbeitung werden Ergebnisse erhofft, ob diese eventuelle besondere Fragestellung nur mit einem Sonderformat - wie einer IBA - gelöst werden kann, oder ob auch im Rahmen einer besonderen standardisierten Qualitätsvereinbarung aller relevanten gesellschaftlichen und politischen Kräfte eine zukunftsorientierte und nachhaltige Stadtentwicklung für Bamberg generierbar ist.

 

Die Einberufung dieser Expertenrunde ist derzeit für den Januar 2014 vorgesehen. Interne Vorgespräche werden parallel mit dem wiederbesetzten Zentrum Welterbe sowie dem Baureferat geführt.

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II. Beschlussvorschlag

II.              Beschlussvorschlag

 

              Der Konversionssenat nimmt den Sitzungsvortrag der Verwaltung zustimmend zur Kenntnis.

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III. Finanzielle Auswirkungen:

 

Der unter II. empfohlene Beschlussantrag verursacht

 

X

1.

keine Kosten

 

2.

Kosten in Höhe von  für die Deckung im laufenden Haushaltsjahr bzw. im geltenden Finanzplan  gegeben ist

 

3.

Kosten in Höhe von  für die keine Deckung im Haushalt gegeben ist. Im Rahmen der vom Antrag stellenden Amt/Referat zu bewirtschaftenden Mittel wird folgender Deckungsvorschlag gemacht:

 

4.

Kosten in künftigen Haushaltsjahren:  Personalkosten:  Sachkosten:

 

Falls Alternative 3. und/oder 4. vorliegt:

 

In das Finanzreferat zur Stellungnahme.

 

Stellungnahme des Finanzreferates:

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Anlagen

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