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Inhalt
ALLRIS - Vorlage

Beschlussvorlage - VO/2015/1472-ZWB

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Beratungsfolge

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I.              Sitzungsvortrag:

 

 

  1. Vorbemerkung

 

In der Bamberger Gärtnerstadt sind die mittelalterlichen Strukturen der Hausgärten in einmaliger Weise im Stadtdenkmal erhalten. Die Nutzung der Flächen durch gärtnerische Betriebe ist seit dem 14. Jahrhundert in dem Gebiet nachweisbar und dauert bis heute kontinuierlich an. Die innerstädtischen Gärtnerflächen haben wesentlich zur Ernennung Bambergs als Welterbe beigetragen und bilden neben der kirchlich geprägten Bergstadt und der bürgerlichen Inselstadt eine der drei Säulen des UNESCO-Welterbes.

 

In den letzten Jahrzehnten ist der Erwerbsgartenbau in der Gärtnerstadt stark zurückgegangen. Um die Gärtnerbetriebe und -flächen als prägende stadtstrukturelle Elemente zu erhalten und weiterzuentwickeln, wurde von 2009 bis 2013 das Modellprojekt Urbaner Gartenbau durch das Zentrum Welterbe Bamberg und die Landesgartenschau Bamberg 2012 GmbH umgesetzt.

 

Das Projekt gliederte sich in die Bereiche

 

1.)    Vermarktung

- Interessengemeinschaft Bamberger Gärtner

- Premiumprodukt Rauch-Knoblauch

2.)    Didaktische Vermittlung

- Rundweg mit Aussichtsplattform

- Gärtner- und Häckermuseum

3.)    Flächennutzungsoffensive

- Bamberger Sortengarten

- Süßholz-Gesellschaft

 

Das Modellprojekt Urbaner Gartenbau hatte ein Finanzvolumen von rund 1,3 Mio. Euro und wurde durch das Investitionsprogramm Nationale UNESCO-Welterbestätten, das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit, die Landesstelle für die nichtstaatlichen Museen, die Bayerische Landesstiftung, die Oberfrankenstiftung, die Landesgartenschau Bamberg 2012 GmbH und den Verein Gärtner- und Häckermuseum Bamberg unterstützt. Der Eigenanteil der Stadt Bamberg betrug rund 90.000 Euro.

 

 

  1. Aktuelle Situation

 

Der Haushaltsansatz für das Zentrum Welterbe Bamberg (ZWB) sieht keine Haushaltsmittel für das Projekt Urbaner Gartenbau vor. Daher muss sich das ZWB derzeit auf die ideelle Unterstützung des urbanen Gartenbaus in Bamberg beschränken.

 

Beispiele für diese ideelle Unterstützung sind:

 

  • Begleitung der Bewerbung der Bamberger Gärtnerei für die UNESCO-Liste des immateriellen Kulturerbes
  • Pressearbeit für Kooperationsprojekte (Eröffnung des Gärtner- und Häckermuseums mit Vorstellung des Kinderführers durch die Gärtnerstadt, Süßholz-Ernte in der Gärtnerstadt, Präsentation der neuen Produkte der Arche des Geschmacks von Slow Food etc.)
  • Intensiver Einbezug der Gärtnerstadt in den social media Auftritt des ZWB (siehe www.facebook.com/zentrumwelterbebamberg)
  • Beteiligung an der Weiterführung der Internetseite der IG Bamberger Gärtner und der Entstehung der Internetpräsenz des Bamberger Sortengartens
  • Einführung des Zwiebertkostüms – das Maskottchen tritt bei diversen Veranstaltungen in der Gärtnerstadt auf.
  • Sensibilisierung für die Herausforderungen bei der Erhaltung historisch gewachsener Gartenlandschaften über Vorträge (z.B. von Magdalena Prosińska, Initiatorin der offenen Gärten in Podkowa Lesna)
  • Bewerbung um den Stiftungspreis Lebendige Stadt 2014
  • Anregung der Schürzen-Kollektion „Bamberger Gärtnerey“. Die Schürzen werden von der Textil-Werkstatt „Mode macht Mut“ aus recycelten Stoffen gefertigt und gegen eine Beteiligung am Verkaufserlös im Gärtner- und Häckermuseum vertrieben.
  • Programmbeteiligung am Tag der offenen Gärtnereien der Interessengemeinschaft Bamberger Gärtner
  • Vorstellung des Bamberger Urbanen Gartenbaus auf Fachveranstaltungen (Regionalkonferenz der Organisation der Welterbestädte und ICOMOS-Generalversammlung)
  • Zusammenarbeit mit Slow Food im Rahmen eines Aktionsmonats, in dem Bamberger Gaststätten Erzeugnisse aus der Gärtnerstadt auftischen
  • Mitwirkung am Bebauungsplanverfahren 236B Obere Gärtnerei
  • Beteiligung an Veröffentlichungen zur Gärtnerstadt (Einkaufsführer, Broschüre zum Tag der offenen Gärtnereien, Sortengarten-Flyer etc.)
  • Welterbe-Adventskalender, der im vergangenen Dezember 24 Erzeugnisse und Angebote vorgestellt hat, die es so nur im Welterbe Bamberg gibt und die einen klaren Bezug zur Stadt und ihrer Geschichte haben. Hinter den Türchen gab es viele Überraschungen aus der Gärtnerstadt (Schlemmerkistla, Bamberger Süßholz-Souvenir, Führung durch die Gärtnerstadt).
  • Einbindung des Gärtner- und Häckermuseums in die Ausstellung in der Stadtbücherei und dem Stadtarchiv anlässlich des 21. Welterbe-Jubiläums 2014
  • Anregung zum Verkauf eines Himmelsgarten-Kräuterkörbla in der Gärtnerstadt anlässlich des 1000-jährigen Jubiläums des ehemaligen Benediktinerklosters St. Michael
  • Einbindung der Gärtnerstadt in die digitale Ausstellung „Der Himmelsgarten auf Erden“ anlässlich des 1000-jährigen Jubiläums des ehemaligen Benediktinerklosters St. Michael

 

 

 

 

 

  1. Chancen

 

Das mediale Interesse für das Projekt Urbaner Gartenbau war und ist enorm. Ein siebenseitiger Artikel in der September/Oktober 2014 Ausgabe der Landlust, eine Lebensstil-Publikumszeitschrift mit einer Auflage von über einer Million, machte die Bamberger Gärtnerstadt über die deutschen Grenzen hinweg bekannt. Auch die Besucherzahlen des Gärtner- und Häckermuseums zeugen von der Attraktivität des Themas Urbaner Gartenbau.

 

Außerdem wurde Bamberg von der UNESCO eingeladen, die Gärtnerstadt auf der EXPO 2015 in Mailand vorzustellen. Das Thema der diesjährigen EXPO lautet „Feeding the Planet“. Das Welterbe Bamberg wird auf dieser international bedeutenden Veranstaltung als Leuchtturm für Lebensmittelnachhaltigkeit am UNESCO-Stand im Pavillon der Vereinten Nationen vertreten sein.

 

Weiterhin strebt das ZWB eine Auszeichnung des Bamberger Sortengartens im Rahmen der UN-Dekade für Biologische Vielfalt (2011–2020) an. Die Dekade, ebenso wie der Sortengarten, hat zum Ziel, die biologische Vielfalt auch für die Zukunft zu bewahren. Eine Auszeichnung kann helfen, Bambergs Engagement in diesem Bereich noch sichtbarer zu machen und weitere Fördermittel zu generieren.

 

Das Welterbe Bamberg zeichnet sich durch eine hohe Vielseitigkeit aus. Es reicht von sakraler Architektur über barocke Paläste bis hin zu den schlichten Gärtnerhäusern samt dazugehöriger Freiflächen. Besonders vor dem Hintergrund einer dem Tourismus gegenüber kritischen Bevölkerung kann die Gärtnerstadt dazu dienen, Besucherströme zu entzerren und sich gleichzeitig von anderen Welterbestädten abzuheben.

 

Das schlagendste Argument jedoch, sich für die Weiterführung des Projektes Urbaner Gartenbau einzusetzen, liegt in der Erhaltung des Welterbetitels. Der Titel basiert laut Entscheidung des UNESCO-Welterbekomitees auf zwei Kriterien:

 

Kriterium (ii): Ab dem 11. Jahrhundert übten der Grundriss und die Architektur des mittelalterlichen und barocken Bambergs einen starken Einfluss auf Städtebau und -entwicklung in Mittel-europa aus.

 

Kriterium (iv): Bamberg ist ein einzigartiges und hervorragend erhaltenes Beispiel für eine auf hochmittelalterlicher Grundstruktur entwickelte mitteleuropäische Stadt mit seinen kirchlichen und herrschaftlichen Bauten.

 

Die Gärtnerstadt mit ihren urbanen Anbauflächen ist ein wesentlicher Bestandteil der Grundstruktur der Altstadt von Bamberg. Die Fortführung der Flächennutzungsoffensive (bspw. in Zusammenarbeit mit der Bamberger Süßholz-Gesellschaft) ist unerlässlich, um dem aktuellen Entwicklungsdruck standzuhalten und die innerstädtischen Freiflächen nicht zu gefährden. Die Einbeziehung der Gärtnerschaft als wichtige Wissensträger und Hüter der Gärtnerstadt hat Vorbildwirkung und trägt zum langfristigen Erfolg des Projekts Urbaner Gartenbau bei.

 

 

  1. Handlungsempfehlungen

 

Die Gärtnerstadt birgt noch viele ungenutzte Potenziale. Zudem erfüllt die Einbindung der Gärtnerschaft in den Erhalt des Welterbes die Forderung des UNESCO-Welterbekomitees, die Rolle der lokalen Bevölkerung bei der Umsetzung der Welterbekonvention zu stärken (s. Entscheidung 31 COM 13B).

 

Um das Momentum des Modellprojekts Urbaner Gartenbau nicht verpuffen zu lassen, sollten die Potenziale weiter ausgebaut werden. Hierzu empfiehlt sich insbesondere die Einrichtung eines Quartiersmittelpunkts.

 

 

Ein Quartiersmittelpunkt könnte folgendes beinhalten:

 

  • Veranstaltungsraum

Der Bedarf nach Räumen wird in der Gärtnerstadt nicht gedeckt. Eine entsprechende Einrichtung kann neutraler Treffpunkt für die unterschiedlichen Akteure der Gärtnerstadt sein (Interessengemeinschaft Bamberger Gärtner, Mitglieder des Gärtner- und Häckervereins u.a.), der Vermittlung gärtnerischer Themen dienen und zum sozialen Zusammenhalt vor Ort beitragen.

  • Gastronomie

Durch eine gastronomische Einrichtung im Herzen der Gärtnerstadt wird die touristische Attraktivität dieses Teils des Welterbes erhöht und die Verweildauer verlängert.

 

Das ZWB prüft daher – beispielsweise in Zusammenarbeit mit der IG Aktive Mitte – Optionen, einen solchen Quartiersmittelpunkt zu gestalten. Eine konkrete Lösung zeichnet sich jedoch noch nicht ab. Die Verwaltung wird weiter beraten.

 

Durch die Einrichtung eines Quartiersmittelpunkts kann auch die Vermarktung von Produkten aus der Gärtnerstadt gestärkt werden – einerseits dadurch, dass die Gärtner damit einen Ort des Austausches haben und sich besser abstimmen können, andererseits dadurch, dass mit einer höheren Frequentierung des Viertels gerechnet werden kann.

 

Auch dem Bildungsaspekt soll weiterhin Rechnung getragen werden. Module zur Gärtnerstadt finden sich nach wie vor im Angebot der Kultur.Klassen. Darüber hinaus kann die Kooperation zwischen dem Bamberger Sortengarten und Bildungseinrichtungen weiter ausgebaut werden. Um den Lernort Garten auch für Kinder außerhalb der Gärtnerstadt nutzbar zu machen, ist die Einrichtung von Schulgärten in anderen Teilen des Welterbes denkbar.

 

Der Rundweg durch die Gärtnerstadt erfreut sich großer Beliebtheit. Stelen und Beschilderungen leiten den Besucher durch die Gärtnerstadt und informieren über Geschichte und Geschichten zu dem jeweiligen Standort. Die Finanzierung des dauerhaften Unterhalts des Rundwegs ist ein dringendes Anliegen.

 

Das Gärtner- und Häckermuseum mit seinem Museumsgarten ist ein Höhepunkt auf dem Rundweg. Der Museumsgarten soll nach neusten Erkenntnissen zur Historie der Hausgärten umgestaltet werden, um einen noch besseren Einblick in die Geschichte der Bamberger Gärtnerei zu gewähren.

 

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II. Beschlussvorschlag

II.              Beschlussvorschlag

 

Der Kultursenat nimmt den Bericht des Zentrums Welterbe Bamberg zur Kenntnis.

 

 

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III. Finanzielle Auswirkungen:

 

Der unter II. empfohlene Beschlussantrag verursacht

 

X

1.

keine Kosten

 

2.

Kosten in Höhe von  für die Deckung im laufenden Haushaltsjahr bzw. im geltenden Finanzplan  gegeben ist

 

3.

Kosten in Höhe von  für die keine Deckung im Haushalt gegeben ist. Im Rahmen der vom Antrag stellenden Amt/Referat zu bewirtschaftenden Mittel wird folgender Deckungsvorschlag gemacht:

 

4.

Kosten in künftigen Haushaltsjahren:  Personalkosten:  Sachkosten:

 

Falls Alternative 3. und/oder 4. vorliegt:

 

In das Finanzreferat zur Stellungnahme.

 

Stellungnahme des Finanzreferates:

 

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Anlagen

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