Berichtsvorlage - VO/2019/2543-47
Grunddaten
- Betreff:
-
Bericht zum Zustand der Stadtvegetation angesichts zunehmender Trockenperioden
- Status:
- öffentlich (Vorlage freigegeben)
- Vorlageart:
- Berichtsvorlage
- Federführend:
- 47 Garten- und Friedhofsamt
- Referent:in:
- Dr. Lange Christian
Beratungsfolge
Status | Datum | Gremium | Beschluss | NA |
---|---|---|---|---|
●
Erledigt
|
|
Kultursenat
|
Kenntnisnahme
|
|
|
18.07.2019
|
I.Sitzungsvortrag:
Das Jahr 2018 hat sich aufgrund seiner langanhaltenden Dürre, der starken Sonneneinstrahlung und der hohen Temperaturen (z.B. gab es im Jahr 2018 96 statt durchschnittlich 50 Sommertage > 25°C; siehe Tabellen im Anhang) sehr nachteilig auf die Stadtvegetation ausgewirkt.
Stadtbäume leiden in den Sommermonaten häufig unter Trockenstress und hohen Temperaturen, vor allem auch durch die nächtliche Rückstrahlung der Gebäude und der versiegelten Flächen. Sie sind zudem Schadstoffimmissionen, Urin- und Salzbelastungen ausgesetzt und müssen Beschädigungen im Wurzel-, Stamm- und Kronenbereich tolerieren. Das alles macht sie zudem anfälliger für verschiedenste Schädlinge und Pilzerkrankungen.
Insbesondere der städtische Baumbestand hat trotz aufwändiger Gieß- und Wässerungs-maßnahmen seitens des Gartenamtes stark gelitten. Deshalb sind schon in 2018 ca. 20 Großgehölze abgestorben und mussten gefällt werden. Darüber hinaus müssen auch in diesem Jahr über 50 Großbäume entnommen werden, weil sie aufgrund der extremen Trockenheit des vergangenen Jahres Dürreschäden davongetragen haben und ganz oder zum größten Teil abgestorben sind (siehe beigefügte Auflistungen für 2018 und 2019 im Anhang).
Neben den bekanntermaßen hitze- und dürreunverträglichen Fichten und Birken, die verhältnismäßig schnell vertrocknet sind, kamen auch die an sich widerstandsfähigen Linden, Ahorne sowie Weißdorne und sogar Eichen in Schwierigkeiten und gingen ein.
Im Hauptfriedhof sind in vielen Bereichen die geschnittenen Thuja-Hecken ausgefallen, sodass hier Stück für Stück Ersatz in Form von widerstandsfähigen Heckenarten geschaffen werden muss. Hier haben sich insbesondere Spiräen-Hecken am besten auf den sandigen und trockenen Böden des Hauptfriedhofes bewährt.
Das Garten- und Friedhofsamt hat schon seit geraumer Zeit den Klimawandel im Blick und versucht deshalb schon seit Jahren insbesondere durch das Nachpflanzen von trockenheitsverträglicheren Baumarten den immer widriger werdenden Rahmenbedingungen für städtische Bäume Rechnung zu tragen. So sind wir auch aktives Mitglied im bayerischen Netzwerk „Klimabäume“ der Landesanstalt für Gartenbau. In diesem werden vielversprechende Stadtbaumarten auf ihre Eignung als stresstolerante, klimafeste Stadtbäume der Zukunft getestet. Außerdem wird besonderer Wert auf große Baumscheiben und Baumgruben und auf den Einbau von verbessertem Baumgrubensubstrat gelegt, um so den neugepflanzten Gehölzen – die meist in unserer eigenen Baumschule herangezogen werden - von Anfang an einen möglichst guten Lebens- und Entwicklungsraum zu geben.
Wohlwissend, dass die urbane Grünausstattung und insbesondere der Baumbestand ein wichtiger „Aufenthaltsqualitäts- und Wohlfühlfaktor“ unserer lebens- und liebenswerten Stadt ist, wird also vom Garten- und Friedhofsamt sehr viel für den Erhalt und die Entwicklung des städtischen Grüns getan. So pflanzt das Garten- und Friedhofsamt alljährlich im Durchschnitt 150 Stadtbäume um die Durchgrünung unserer Stadt nicht nur zu erhalten sondern weiter auszubauen.
In der beiliegenden Übersicht ist der städtische Baumbestand, von dem derzeit 16211 Gehölze im Baumkataster erfasst sind, im Detail dargestellt.
Mit dem „Jahrhundertsommer“ 2003 und den Hitze- bzw. Dürresommern 2015 und 2018 wird jedem deutlich, dass aufgrund des Klimawandels extreme Trockenzeiten bzw. langanhaltende und heiße Sommer nicht nur alle 100 Jahre, sondern alle 3 bzw. 9 Jahre Platz greifen. Beide klimatische Erscheinungen sind nicht spurlos an den Bäumen Bambergs vorbeigegangen.
In solchen Sommern, mit extremen urbanen Aufheizungs- und Rückstahlungswerten, ist das Gartenamt immer stärker als „Gießamt“ zu bezeichnen. Denn dann sind alleine bei den Fahrzeugbesatzungen drei Traktoren mit großen Pumpwasserwägen, die das Wasser aus der Regnitz zapfen sowie insgesamt vier Klein-Lkw´s mit Wasserfässern im Dauereinsatz, um alleine ca. 450 Allee- und Parkbäume sprichwörtlich durch den Sommer zu bringen. Zudem werden von weiteren Kräften verstärkt Regner für die Bewässerung der Beetanpflanzungen und Sportflächen eingesetzt.
Das regelmäßige Gießen unserer Allee- und Parkbäume im Jahr 2018 entsprach einem Arbeitsaufwand von 1.515 Stunden. Bei einer Abrechnung wären damit Kosten in der Höhe von rund 117.000,00 € verbunden gewesen.
Um die Verdunstungsverluste gering zu halten, werden die Bewässerungsarbeiten meist mit Sonderarbeitszeiten verknüpft und dann schon früh ab 4:30 Uhr durchgeführt.
Gleichwohl können alle Gieß- und Bewässerungsanstrengungen nicht darüber hinwegtäuschen, dass wiederholt auftretende Wetterextreme die hitze- und trockenheitsanfällige Baumarten schwächen bzw. mehr oder minder stark schädigen.
Dies war auch 2018 der Fall. Hierbei ist das Ausmaß der letztjährigen Dürre insofern erschreckend, da nun endgültig klar wird, dass immer mehr einheimische Baumarten mit dem mittlerweile in Städten regelmäßig auftretenden Extrem-Klima nicht mehr zu Recht kommen.
Für Stadt und das zuständige Garten- und Friedhofsamt heißt dies, dass wir zukünftig noch mehr Zeit und Geld für den Erhalt und die Pflege des Stadtgrüns und des urbanen Gehölzbestandes investieren müssen.
Liste der abgestorbenen Bäume 2019
Straße/Platz/Grünfläche | Lage | Baum-Nr. | Baumart |
Gartenstädter Markt | neben Brunnen | 5018 | Betula |
Neuerbstraße | vor Haus-Nr. 52 | 2752 | Tilia |
Moosstraße | Zufahrt FC | 6154 | Betula |
6157 | |||
6163 | |||
Kloster-Banz-Str. | bei Haus-Nr. 10 | 1963 | Acer |
bei Haus-Nr. 4d | 1968 | ||
Heinrichsdamm | Höhe SP Weegmannufer | 1266 | Tilia |
gegenüber Haus-Nr. 27 | 1282 | Acer | |
gegenüber Haus-Nr. 42 | 1465 | Tilia | |
Luitpoldhain | bei Neue Bughofer | 1154 | Picea |
1155 | |||
Grünfläche | 967 | Larix | |
1006 | Fagus | ||
1054 | Quercus | ||
Caspersmeyerstr. | Hohlweg | nn1 | Salix |
Galgenfuhr | TSG Parkplatz | 310 | Betula |
Buger Str. | bei Hundeplatz | nn1 | Betula |
gegenüber REWE | nn2 | ||
Adenauerufer | Höhe Bleichanger | 5343 | Betula |
Regensburger Ring | Bolzplatz | nn1 | Picea |
nn2 | |||
Kronacher Str. | Abzweigung Coburger Str. | 5812 | Betula |
5813 | |||
5814 |
Liste der abgestorbenen Bäume 2019 – Fortsetzung
Straße/Platz/Grünfläche | Lage | Baum-Nr. | Baumart |
Brennerstraße | gegenüber Haus-Nr. 17 | 476 | Acer |
Theodor-Heuss-Ring | Grünstreifen zur Schildstr. | 5067 | Betula |
5068 | |||
5069 | |||
5071 | |||
5072 | |||
Siechenstraße | Grünfläche | 3916 | Carpinus |
Pödeldorfer Str. | vor Haus-Nr. 68 | 3156 | Tilia |
Hans-Birkmayr-Straße | vor Haus-Nr. 52 | 5075 | Betula |
Berliner Ring | bei Kreuzung Zollnerstr. | 290 | Acer |
291 | |||
Unterer Leinritt | Radweg bei Kiga Johannes | nn1 | Betula |
Kaulbergschule | Böschung bei Turnhalle | W 241 | Acer |
Heidelsteigschule | bei Kiga St. Franziskus | 194 | Betula |
Dientzenhofergymnasium | entlang Memmelsdorfer Str. | W 623 | 2x Betula |
W 616 | 2x Picea | ||
W 616 | 3x Acer | ||
Franz-Ludwig-Straße | vor Haus-Nr. 7a | 854 | Crataegus |
Kemmerstraße | 5. Baum stadtauswärts | 1856 | Quercus |
Kronacher Str. | neben VW Zentrum | ? | Acer |
höhe Auto Muckelbauer | ? | Tilia | |
Hegelstraße | gegenüber Haus-Nr. 22 | 59991 | Betula |
Föhrenhain | Spielplatz | 815 | Betula |
Baumartenverteilung aller erfassten Bäume
Lufttemperatur von Bamberg im langjährigen Vergleich
Quelle: Deutscher Wetterdienst
Jahreswerte für Bamberg 2018
III. Finanzielle Auswirkungen:
Der unter II. empfohlene Beschlussantrag verursacht
| 1. | keine Kosten |
| 2. | Kosten in Höhe von für die Deckung im laufenden Haushaltsjahr bzw. im geltenden Finanzplan gegeben ist |
| 3. | Kosten in Höhe von für die keine Deckung im Haushalt gegeben ist. Im Rahmen der vom Antrag stellenden Amt/Referat zu bewirtschaftenden Mittel wird folgender Deckungsvorschlag gemacht: |
| 4. | Kosten in künftigen Haushaltsjahren: Personalkosten: Sachkosten: |
Falls Alternative 3. und/oder 4. vorliegt:
In das Finanzreferat zur Stellungnahme.
Stellungnahme des Finanzreferates: