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Inhalt
ALLRIS - Vorlage

Beschlussvorlage - VO/2010/1015-17

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Beratungsfolge

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I.              Sitzungsvortrag:

 

Aufgrund der vorliegenden Anfrage der GAL-Fraktion vom 12.10.2009 zur Tourismusentwicklung in Bamberg, wird hiermit detailliert auf die einzelnen Fragestellungen eingegangen:

 

1. Welche Maßnahmen ergreift der TKS, um den Massenansturm von TagestouristInnen einzudämmen?

Der TKS orientiert sich grundsätzlich am Tourismuskonzept. Nach dem dort festgelegten Zielsystem gilt es, den wirtschaftlichen Nutzen aus dem Tourismus zu erhöhen. Dieses eindeutig definierte Oberziel "Die Wertschöpfung des Wirtschaftsfaktors Tourismus unter verantwortungsvoller Beachtung der Belastungsgrenzen zu erhöhen" soll in den Segmenten Übernachtungstourismus und Tagestourismus auf unterschiedliche Weise erreicht werden:

Stärkung des Übernachtungstourismus in Verbindung mit Auslastungssteigerung (durch Gewinnung   von Übernachtungsgästen sowie Verlängerung der Aufenthaltsdauer)

-  Stabilisierung des Tagestourismus in Verbindung mit Qualitätssteigerung  (Erhöhung der Aufenthaltsdauer mit räumlicher und zeitlicher Entzerrung der Nachfrage sowie Steigerung der durchschnittlichen Ausgaben)

Bamberg hat eine herausragende, historisch einmalige Stellung in Deutschland inne und kann sich dem Besuch vieler Gäste aus dem In- und Ausland nicht verschließen. Das verdeutlicht auch der Welterbestatus, der unsere Stadt als Erbe der Menschheit auszeichnet, als einzigartiges öffentliches Gut, das allen gehört - was für Übernachtungsgäste und Tagesbesucher gleichermaßen gilt.

Der Begriff „Massenansturm“ in Verbindung mit dem Segment der Tagestouristen ist eine fragwürdige Kombination,  da hier ein für Bamberg sehr wichtiges Klientel als lästig, überfallartig auftretend und schädigend bezeichnet und zudem generell als Verursacher einer vermeintlichen „Rothenburgisierung“ abgestempelt wird.

Alle Kommunikationsmaßnahmen des TKS zielen auf die Qualitäten der Destination, die vielfältige Stadtlandschaft, den Facettenreichtum Bambergs und den großen Schatz an Museen, Kultureinrichtungen und Sehenswürdigkeiten des Weltkulturerbes und seines faszinierenden Umlands, so dass fast zwangsläufig ein mehrtägiger Besuch als notwendig erscheinen muss. Beileibe kann man jedoch niemanden zwingen, sich der Stadt ausschließlich mit einem mehrtägigen Aufenthalt zu nähern, oder daran hindern, sich nur kurz in der Stadt aufzuhalten. Um der immer wieder stattfindenen pauschalen Abqualifizierung des Tagestourismus entgegen zu treten, werden sechs maßgebliche Aussagen zum vermeintlichen „Übel“ Tagesbesucher getroffen:  

- Tagesgäste sind Multiplikatoren
Jeder Besucher der Stadt, egal ob Tagesbesucher oder Übernachtungsgast, erzählt Verwandten und Freunden von seinem Erlebnis in Bamberg und generiert somit als kostenloser Werbeträger und Botschafter der Stadt weitere Besucher, darunter auch viele Übernachtungsbesucher.

- Tagesgäste kommen wieder
Wer einmal für einen Halbtages- oder Ganztagesbesuch in Bamberg war, der bekommt in sehr vielen Fällen Appetit auf mehr, da man die Stadt in ihrer Tiefe in kurzer Zeit nicht vollständig erschließen kann. Solche Wiederholungsbesuche werden dann auch häufig mit einer oder mehr Übernachtungen verbunden.

- Tagesgäste lassen mehr Geld in Bamberg als Übernachtungsgäste
217.298 Gäste, die 2009 in Bamberg übernachtet und dabei 388.416 Übernachtungen generiert haben, verhalfen der Stadt zu einem Bruttoumsatz von 50 Mio. €. Die 1.942.000 Tagesgäste des Jahres 2009 bringen der Stadt fast 63 Mio. € - somit generiert alleine der Tagestourismus über 60 Prozent des touristischen Gesamtumsatzes  –deutlich mehr als die Übernachtungsgäste-  und ist somit ein nicht zu ersetzender Pfeiler der touristischen Wertschöpfung für die Stadt Bamberg.
Auch bei Arbeit des TKS ist ein Großteil der erwirtschafteten Umsätze und Einnahmen dem Tagestourismus zuzurechnen. Im Jahre 2009 wurden alleine in den Bereichen Stadtführungen, Gruppenpauschalen und beim Verkauf in der Tourist Information knapp 1,3 Mio. Umsatz erzielt, Mittel die wohl nur zum geringeren Teil mit übernachtenden Gästen verbunden werden können.

- Tagesgäste stärken Gastronomie, Einzelhandel und Dienstleister
Die Bamberger Gastronomielandschaft lebt völlig zweifelsfrei und in erheblichem Maße von der Frequentierung durch Tagesgäste. Auf dieses Klientel kann und will die Gastronomie nicht verzichten. Die Tagesgäste sind wichtige Umsatzbringer im Einzelhandel und stärken die Einkaufsstadt Bamberg. Auch die freiberuflichen Gästeführer generieren einen erheblichen Teil ihrer Einnahmen aus dem Klientel der Tagesbesucher.

- Tagesgäste sind in der Werbung nicht von Übernachtungsgästen zu differenzieren
In der touristischen Werbung ist nicht zu differenzieren zwischen den Gästen, die letztlich übernachten oder nur für einen Tag nach Bamberg kommen. Touristische Werbung ist Destinationswerbung oder thematische Werbung. Die Destination – in diesem Falle Bamberg, Stadt und Land – oder das Thema – in diesem Fall Weltkulturerbe, Bierkultur, Mittelalter oder Radfahren, um nur ein paar zu nennen – werden jeweils unterfüttert mit Angeboten. Diese Angebote können mit oder ohne Übernachtung sein, sind aber meist nach dem Prinzip des Baukastens aufgebaut, so dass sich der Gast die gewünschten Elemente selbst zusammen stellen kann. Obwohl der TKS den Tagestourismus nicht explizit bewirbt, ist es weder wünschenswert noch möglich, dem Tagestouristen den Zugang zur Destination Bamberg zu verwehren, diesen nicht mehr in der Werbung anzusprechen oder keine Produkte mehr zu verkaufen, die nicht automatisch eine Übernachtung beinhalten. Seitens der Reiseveranstalter würde ein solches Geschäftsgebaren nicht akzeptiert werden und dem TKS und der Destination Bamberg einen deutlichen Rückgang auch an Übernachtungsgästen bringen. Seitens Einzelreisender wäre ein Abwandern auf andere Destinationen und zu nicht-städtischen Anbietern vorprogrammiert.

- Das Tagesgästeaufkommen wird durch die Übernachtungsentwicklung vorgegeben
Die Übernachtungszahlen wachsen in Bamberg seit beinahe 20 Jahren stetig. Seit 1993 hat die Zahl der gewerblichen Übernachtungen von 254.657 auf 388.416 (2009) zugenommen. Die Zahl der Tagestouristen ist ein abgeleiteter Wert, der auf der Basis der amtlich registrierten Übernachtungs-zahlen generiert wird. Es ist also kein gezählter numerischer Wert, der das tatsächliche Aufkommen bemisst, sondern ein auf der Basis langjähriger Studien angesetzter Multiplikationsfaktor, der auch im Falle Bambergs zur Ermittlung des tagestouristischen Aufkommens angewandt wird: Amtliche Übernachtungszahlen mal  Faktor ‚5’ – damit ermittelt man in der Regel die jährliche Anzahl von Tagesbesuchern. Somit wachsen – rein statistisch gesehen – die Zahl der Tagesbesucher zwangsläufig in jedem Jahr, in dem die Nächtigungen steigen, was in Bamberg quasi an der Tagesordnung ist. Die Forderung, den Übernachtungstourismus zu verstärken, ohne dass sich die statistische Zahl der Tagesgäste erhöht, ist unter Anwendung dieser Regel nicht zu erfüllen.

 

2. Welche Möglichkeiten sieht der TKS, die Aufenthaltsdauer von Übernachtungsgästen zu erhöhen?

Mit einer durchschnittlichen Aufenthaltsdauer von 1,8 Tagen liegt Bamberg im Schnitt aller städtetouristischen Destinationen in Deutschland.
Der TKS arbeitet bereits seit Jahren daran, die Aufenthaltsdauer von Besuchern zu erhöhen. Konkret dient die seit 2010 bestehende Kooperation mit dem Landkreis Bamberg genau diesem Zweck und wird mittelfristig entsprechende Effekte erzielen. Die Ausweitung der Destination auf Ziele im Umland und die gemeinsame Bewerbung weiterer attraktiver Ziele in Reichweite zu Bamberg wird eine Verlängerung des Gesamtaufenthaltes bewirken.
Auch innerhalb Bambergs werden die gängigen touristischen Wegstrecken durch die verstärkte Bewerbung und Kommunikation etwas abseits liegender Ziele und Sehenswürdigkeiten ausgeweitet. St. Michael, die Altenburg und vor allem die Gärtnerstadt sind drei Beispiele für touristisch hochinteressante Ziele, die aber noch jenseits der touristischen Mainstreams liegen. Auch diese Maßnahmen dürften zu einer Verstärkung der Nachfrage nach längeren Aufenthalten führen, ein positiver Nebeneffekt ist die Verlagerung der touristischen Ströme auf weitere Ziele und somit eine Entlastung des Kerngebietes touristischer Nutzung.

Eine wichtiges Segment, das Übernachtungsgäste länger und öfter in Bamberg binden kann, ist der Tagungs- und Kongresstourismus. Dieser Bereich wird in engem Schulterschluss mit kooperationswilligen Tagungshotels zielgruppenspezifisch bearbeitet, um die Übernachtungsvolumina auch der Tagungsdestination Bamberg weiter zu steigern.

Unsere Pauschalreisen für Einzelreisende beinhalten in beinahe allen Fällen zwei Übernachtungen und eine äußerst einfache Verlängerung um weitere Nächte. Kooperationskampagnen mit unseren touristischen Partnern haben seit einiger Zeit immer auch die Bewerbung konkreter Übernachtungspauschalen zum Ziel, die Bewerbung der Reiseangebote im Internet hat sich verstetigt und erzielt gute Effekte.

Natürlich bewirbt der TKS auch im Gruppenbereich Angebote mit Übernachtung, aufgrund der Arbeitsweise der Reiseveranstalter geht das Geschäft aber oft an uns vorbei, da direkt in den Hotels gebucht wird – was aber dem Standort zugute kommt und das zählt ja unter dem Strich.

 

3. Ist es nach Einschätzung des TKS sinnvoll, weitere Übernachtungsbetriebe zu genehmigen, da ja die Bettenauslastung stagniert?

Die Statistik zur Hotelauslastung mit einer durchschnittlichen Auslastung von 40 % ist insofern irreführend, als hier vom Statistischen Landesamt die reine Bettenauslastung dargestellt wird. Die allermeisten Hotelzimmer sind jedoch als Doppelzimmer ausgewiesen, haben also zwei Betten. So kommt die verfälschende Darstellung insoweit zustande, dass ein voll ausgebuchtes Haus nur eine Belegungsquote von 50 % aufweist, wenn alle Zimmer mit Einzelgästen belegt sind.
Viele Häuser sind in der Saison zwischen Mai und Oktober voll belegt, die Statistik besagt also mitnichten, dass es in Bamberg zu viele Hotels mit schlechter Auslastung gäbe. In der Saison ist es für den TKS immer schwierig, ausreichend Zimmer für seine Pauschalreisen von den Bamberger Hoteliers zu erhalten.

Es ist zudem festzustellen, dass es in gewissen Häusern einen großen Investitionsstau gibt, der durch neue Häuser und einen stärkeren Marktdruck aufgelöst werden könnte. Man kann sicherlich nicht pauschal sagen, dass neue Hotels in jedem Falle gut zu heißen sind für die Stadt, jedoch sind einzelne Objekt unter professioneller Leitung und einem stimmigen, zu Bamberg passenden Gesamtkonzept durchaus ein Gewinn für die Stadt. Darauf zielt auch das Hotelentwicklungskonzept ab, das unter Einbindung des TKS federführend vom Amt für Wirtschaft auf den Weg gebracht und 2009 vom Stadtrat gebilligt wurde.

Bisherige Neueröffnungen haben den Zugang zu Zimmern zumindest in der Saison noch nicht spürbar entlastet. Hotelneueröffnungen wie zum Beispiel das Kongresshotel im Jahr 2005 haben neues Übernachtungsklientel für Bamberg gewonnen und haben ganz offensichtlich keinen Verdrängungswettbewerb ausgelöst.

 

4. Wäre es sinnvoll, wenn der TKS zunächst auf Messeauftritte zugunsten der Destination Bamberg verzichtet?

Der TKS ist im Jahresschnitt auf einigen wenigen Publikumsmessen vertreten. Darüber hinaus werden punktuell kleinere Verkaufsveranstaltungen und einzelne Messen im Ausland bedient. Diese Aktivitäten decken die Grundvermarktung über diese Vertriebsschiene ab, wobei von jeher eine sehr zurückhaltende Messepräsenz gepflegt wird. Dieses ohnehin niedrige Niveau zu reduzieren oder gar keine Messen mehr zu besuchen, würde eine institutionalisierte Möglichkeit, Stammkunden mit jeweils neuem Angeboten anzusprechen, und Neukunden zu gewinnen, kappen. Im Rahmen der neuen Kooperation mit dem Landkreis ist es derzeit jedoch sogar wichtig, den neuen Destinationsbegriff Bamberg auf Messen und Verkaufsförderungsveranstaltungen zu transportieren, da ja nun Stadt und Landkreis gemeinsam unter dem Begriff „BAMBERG – Faszination Weltkulturerbe“ auftreten.

Im Vorfeld der Landesgartenschau 2012 wäre es sicherlich auch fatal, gerade auf Fachmessen für Reise- und Busveranstalter zu verzichten oder auf Publikumsmessen durch Abwesenheit zu glänzen. Das kann niemand wollen - obwohl Landesgartenschauen, das ist bekannt, in hohem Maße tagestouristische Effekte generieren. 

Die Messeauftritte - dies sei hier nochmal ausdrücklich betont - sind nur ein kleiner Mosaikstein im Marketingmix des TKS, dennoch aber als eine Schiene der Destinationsvermarktung (Verkaufsworkshops, Pressearbeit, Online-Marketing, Kooperationsmarketing, Studienreisen, Printmedien und eben Messen) nicht verzichtbar. Ein plötzliches Abbrechen der entsprechenden Maßnahmen hätte einen langfristigen Schaden für jegliche Form des Tourismus – sei es nun der Übernachtungstourismus oder eben der Tagestourismus.

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II. Beschlussvorschlag

 

II. Beschlussantrag:

 

1. Der Grundsatzsenat nimmt den Bericht des BAMBERG Tourismus & Kongress Service zur Kenntnis.

 

2.  Die Anfrage der GAL-Fraktion vom 12.10.2009 ist damit geschäftsordnungsmäßig erledigt.

 

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III. Finanzielle Auswirkungen:

 

Der unter II. empfohlene Beschlussantrag verursacht

 

x

1.

keine Kosten

 

2.

Kosten in Höhe von  für die Deckung im laufenden Haushaltsjahr bzw. im geltenden Finanzplan  gegeben ist

 

3.

Kosten in Höhe von  für die keine Deckung im Haushalt gegeben ist. Im Rahmen der vom Antrag stellenden Amt/Referat zu bewirtschaftenden Mittel wird folgender Deckungsvorschlag gemacht:

 

4.

Kosten in künftigen Haushaltsjahren:  Personalkosten:  Sachkosten:

 

 

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