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Inhalt
ALLRIS - Vorlage

Beschlussvorlage - VO/2020/3482-44

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Beratungsfolge

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I. Sitzungsvortrag:

 

Ausgehend von der Diskussion um den Bamberger Maler Friedrich Bayerlein (Abhängen der Bamberg Bilder aus dem Sitzungssaal und dem Trausaal) wurde seitens des Stadtratsgremiums eine didaktische Aufarbeitung der abgehängten Gemälde gefordert.

 

Seitens der Museen der Stadt Bamberg wird vorgeschlagen, zunächst eine temporäre Sonderausstellung zum Leben und Werk von Bamberger Künstler*innen, die in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts und damit auch in die Zeit des Nationalsozialismus tätig waren, einzuplanen. Es ist dabei nicht allein an eine monographische, würdigende Ausstellung zu Fritz Bayerlein gedacht, sondern an eine Aufarbeitung verschiedenster Aspekte; Bayerleins Leben, Wirken und Nachleben sollten in der Ausstellung eine zentrale Rolle einnehmen und intensiv untersucht werden.

 

Über den Umgang mit Kunstwerken aus der NS-Zeit ist viel nachgedacht und geschrieben worden. Auch die gegenwärtige Nutzung von Propaganda-Architektur der NS-Zeit (z.B. Olympiastadion Berlin) ist politisch und denkmalpflegerisch intensiv diskutiert worden. Es gibt hier keine Standard- oder gar Ideallösung, sondern jede Entscheidung muss im Einzelfall neu abgewogen werden. Darüber hinaus wäre der Umgang mit Bayerleins Kunst in Bamberg zu dokumentieren. Also ein Versuch, die Bilder als Dokumente ihrer Entstehungszeit lesbar zu machen.

 

Zentrales Thema für die geplante Ausstellung wären dabei sicherlich die noch immer ungebrochene Beliebtheit der Bilder mit "wiedererkennbaren" realistischen Motiven - ein Aspekt, der sich auch in der von den Nationalsozialisten propagierten Kunstanschauung wiederfindet, aber keineswegs nur dort, und der von Bayerlein stilistisch in einer Art umgesetzt wurde, die eben nicht so eindeutig auf der vorherrschenden Linie lag.

 

Verschiedene deutsche und österreichische Städte und Regionen haben in den vergangenen Jahren vorbildhaft mit Forschungsprojekten und anschließenden Ausstellungen eindrücklich unter Beweis gestellt, wie wichtig eine genaue Kenntnis der Bedingungen ist, unter denen künstlerische Produktion im "Dritten Reich" stattfand. Wesentlich ist dabei, den Blick nun auf systemkonforme Kunstschaffende zu richten.


Mit den Biographien der als "entartet" verfolgten Künstler*innen hat sich die Forschung bereits intensiv beschäftigt und ist inzwischen zu differenzierenden Ergebnissen gelangt, die sich einfachen Deutungen entziehen. Das politische und gesellschaftliche Handeln auch verfolgter Kunstschaffenden zeigte eine große Variationsbreite: die Flucht ins sichere Ausland wie auch die sogenannte Innere Emigration, die - oft verklärt - Indifferenz gegenüber den Machthabern suggeriert, bis hin gar zur affirmativen Anpassung und Übernahme der NS-Rassenideologie und deren propagandistischen Verarbeitung. Die Verfemung bestimmter Gruppen durch nationalsozialistische Kulturpolitiker bedeutete keineswegs, dass diese Künstler - generell oder im Laufe der NS-Zeit sich verändernd - zwangsläufig Gegner der Nationalsozialisten waren.

 

Umso mehr gilt dies für Künstler, die während des Dritten Reiches in Deutschland wirkten und beispielsweise öffentliche Aufträge bekamen. Wir wissen von Hans Leitherer und Maria Lerch, dass sie als Bildhauer seit den zwanziger Jahren öffentlichen Aufträge ausführten, auch im "Dritten Reich" fertigten sie die geförderte "Kunst am Bau".

 

Eine umfassende Untersuchung dieser Art von Kunstproduktion, die auf intensiven Archivrecherchen und der Basis aller erreichbaren Quellen argumentiert, ist auch für Bamberg dringend geboten. Die Ausstellung soll sich mit Künstler*innen beschäftigen, die in den 1920er bis 1950er Jahren in Bamberg tätig waren: Die Maler Friedrich (Fritz) Bayerlein (1872-1955), Paul Barthel (1862-1933), Otto Boveri (1868-1946) und Hans Schlereth (1897-1962) sowie Hans Leitherer (1885-1963) und Maria Lerch (1884-1962), die bildhauerisch arbeiteten.

 

In der geplanten Ausstellung soll es nicht nur um die stilgeschichtliche Einordnung der Bamberger Kunst aus der Zeit des Nationalsozialismus gehen:

Mit Blick auf die Rezeption dieser Kunst sollen vielmehr die langfristigen mentalitäts- und gesellschaftsgeschichtlichen Grundlagen einer konservativen Kunstanschauung analysiert werden, die bis weit in die Bundesrepublik reicht. Der Umgang mit nationalsozialistischer Kunst und Kunst aus der Zeit des Nationalsozialismus wird ebenfalls thematisiert.

 

Ergänzend dazu oder auch solitär könnte eine Ausstellung zum Bamberger Reiter, der für die Nationalsozialisten eines der wichtigsten Kunstwerke überhaupt darstellte, stehen.

 

Zeitlich wird vor die Ausstellung eine wissenschaftliche Tagung mit Expert*innen gesetzt; in einem öffentlichen Kolloquium (in Kooperation mit der Universität Bamberg), dessen Ergebnisse in die Sonderausstellung mit einfließen, soll das Thema untersucht werden; ein Begleitbuch ist ebenfalls einzuplanen.

 

Arbeitstitel:

Artige Kunst? Fritz Bayerlein und Bambergs Künstler in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts

 

Ort: Historisches Museum Bamberg

 

Vorläufiger Zeitplan der allerdings nicht zuletzt durch die Corona-Pandemie einige Unsicherheitsfaktoren aufweist:

 

2021 oder 2022:

  • Suche/Engagement Projektmitarbeiter*in zur Vorbereitung/Rohkonzept und Antragsstellung
  • Bis 1.10.2021 oder 2022 Anträge für Finanzierung bei Bundeskulturstiftung, Oberfrankenstiftung und Kulturfonds stellen
  • Ausschreibung Projektstelle

 

Mitte 2022 oder 2023:

  • Maßnahmenbeginn Einstellung Projektmitarbeiter*in befristet für zwei Jahre (bevorzugt Historiker/Kunsthistoriker)

 

2023/24: Konzepterarbeitung

April 2023 oder 2024 Wissenschaftliches Kolloquium

2023: Erarbeitung der Sonderausstellung

Ende 2023 oder Ende 2024: Eröffnung Sonderausstellung

Laufzeit: November/Dezember 2023/2024 bis Herbst 2024/2025

Die Gesamtkosten für eine solche Ausstellung - nicht der städtische Anteil - lägen im mittleren 6-stelligen Bereich. Zu Buche schlagen neben den Personalkosten für qualifizierte Kunsthistoriker*innen die Durchführung des Kolloquiums, die Ausstellungsdidaktik und Konzeption, Werbung, ein möglicher Katalog sowie das Begleitprogramm und Personal für die Ausstellung.

 

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II. Beschlussvorschlag

II. Beschlussvorschlag:

 

  1. Vom Bericht der Verwaltung wird Kenntnis genommen.

 

  1. Der Kultursenat beschließt, dass die Museen der Stadt Bamberg Kontakt zu verschiedenen Universitäten und Spezialisten aufnehmen um den Forschungs- bzw. Ausstellungsrahmen genauer zu definieren. 

 

  1. Im nächsten Jahr soll dem Kultursenat erneut berichtet werden.

 

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III. Finanzielle Auswirkungen:

 

Der unter II. empfohlene Beschlussantrag verursacht

 

X

1.

keine Kosten

 

2.

Kosten in Höhe von  für die Deckung im laufenden Haushaltsjahr bzw. im geltenden Finanzplan  gegeben ist

 

3.

Kosten in Höhe von  für die keine Deckung im Haushalt gegeben ist. Im Rahmen der vom Antrag stellenden Amt/Referat zu bewirtschaftenden Mittel wird folgender Deckungsvorschlag gemacht:

 

4.

Kosten in künftigen Haushaltsjahren:  Personalkosten:  Sachkosten:

 

Falls Alternative 3. und/oder 4. vorliegt:

 

In das Finanzreferat zur Stellungnahme.

 

Stellungnahme des Finanzreferates:

 

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Anlagen

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