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Datum: 06.10.2023

Fulminanter Auftakt zum Jubiläums-Semester "35 Jahre vhs im Alten E-Werk"

Festvortrag von Prof. Dr. Wolfgang Brassat zum Maler Fritz Bayerlein stieß auf große Resonanz

Im vollbesetzten Großen Saal der Volkshochschule Bamberg Stadt haben rund 200 Interessierte den Auftakt ins Jubiläums-Semester „35 Jahre vhs im Alten E-Werk“ gefeiert. Langer Applaus begleitete Prof. Dr. Wolfgang Brassats Vortrag. Wissenschaftlich fundiert und bar jederStimmungsmache analysierte er „Leben und Werk des Landschaftsmalers Fritz Bayerlein“.

Anhand verschiedener Dokumente sei die politische Überzeugung des gebürtigen Bambergers, der seine private Post mit „Heil Hitler“ signierte, eindeutig belegbar, so der Festredner. Die politische Haltung des Malers habe sich aber nicht eins zu eins in allen seinen Bildern manifestiert, so Prof. Dr. Brassats Fazit. Anhand von Malstil und Motiven der damaligen Zeit betrachtete er die Bilder Bayerleins, die die Haltung der damaligen Zeit widerspiegelten und auf eine eigene künstlerische Botschaft weitgehend verzichteten. Sachlich zeigte der Lehrstuhlinhaber der Neueren Kunstgeschichte an der Universität Bamberg auf, wie lange es gedauert hatte, bevor Stadtgesellschaft und Verwaltung bereit waren, sich mit Bayerleins politischer Überzeugung zu beschäftigen. Wichtig war ihm die Botschaft: „Ich möchte die Diskussion versachlichen und nicht anheizen.“

Dass der heutige Blick ein ganz anderer sein kann, betonte auch Bürgermeister Jonas Glüsenkamp. In seinem Grußwort spannte er einen Bogen von der Zeit Anfang der 1980er Jahre, als Studierende aus Protest gegen den geplanten Abriss das städtische Elektrizitätswerks besetzt hatten, bis hin zur Entscheidung, das Gebäude zu erhalten und für die Volkhochschule umzubauen. „Unser Blick auf diese Zeit hat sich geändert“, so Glüsenkamp. Er erinnerte daran, dass letztlich zivilgesellschaftlicher Ungehorsam einzelner dazu beigetragen habe, das Gebäude zu retten und einer gesamtgesellschaftlichen Nutzung zuzuführen. „Ich danke allen, die daran beteiligt waren und wir heute dieses Jubiläum 35 Jahre vhs im Alten E-Werk feiern können“, so der Bürgermeister.

Mit Blick auf den Festvortrag betonte er, dass bei strittigen Themen wissenschaftliche Einordnungen wichtig und hilfreich seien. „Und es braucht öffentliche Räume, um gesellschaftliche Fragen immer wieder untereinander demokratisch aushandeln zu können. Glüsenkamp dankte vhs-Leiterin Dr. Anna Scherbaum und ihrem Team sowie den Dozentinnen und Dozenten für das überaus vielfältige Semesterprogramm.

Dieses stellte Dr. Scherbaum in seinen vielen Facetten vor. Eingangs erinnerte sie an den „überwältigenden Zuspruch und die Begeisterung unzähliger Gäste“, die eine Woche zuvor unter dem Motto „Hereinspaziert“ den 35. Geburtstag der VHS im alten E-Werk mitgefeiert haben. Die Volkshochschule sei eine der ersten Einrichtungen gewesen, die ein Industriedenkmal als neuen Bildungsort bezogen habe. „Wir alle lieben unseren Gründungsmythos“, so die vhs-Leiterin. „Ohne die Besetzer und ihre Kritik würde es uns heute nicht geben.“

Altbürgermeister Grafberger gewürdigt

Eine besondere Würdigung erfuhr Altbürgermeister Rudolf Grafberger, den Dr. Scherbaum als „Gründungsdirektor“ bezeichnete: Von 1986 bis 1988 habe er mit viel Geschick und Weitblick die Idee des Umzugs in das Alte E-Werk vorangetrieben und als Leiter der Volkshochschule den umfangreichen Umbauarbeiten vorgestanden. Für seine umfangreichen Verdienste verlieh sie Grafberger die Goldene Nadel des Volkshochschulverbandes und dankte seiner Frau Hanne. „Sie kannten den vhs-Betrieb bestens aus der Teilnehmerperspektive und haben Ihren Mann als Insiderin tatkräftig unterstützt.“

Dank sagte die vhs-Leiterin auch der damaligen langjährigen Kuratoriumsvorsitzenden Rosemary Neberle, die sich im Rathaus sowie über viele Jahrzehnte als Dozentin im Alten E -Werk über die Maße engagiert habe.  Viel Applaus gab es für die Musik. Stipendiatin Nanako Tamai und Heiko Triebener von den Bamberger Symphonikern (beide Tuba) präsentierten unter anderem eine Weltpremiere: Das Stück „Zwei Königinnen der Nacht“ von Mozart, der 40 Jahre vor Erfindung der Tuba gestorben ist.